«Singen hat wenig mit Gesangstechnik zu tun. Ein guter Soul- oder Bluessänger muss vor allem eines können: loslassen. Ich bin jedes Mal wahnsinnig aufgeregt vor einem Konzert. Doch kaum stehe ich auf der Bühne, sehe das Publikum, höre, wie die Band loslegt, spüre die Bässe pumpen, dann gibt es für mich nur noch diesen Moment. Mir ist alles egal, ich überlege nichts mehr und singe nur noch. Ich will nichts erreichen oder gestalten und will keinen überzeugen.
Und genau so kommt am meisten Seele in die Stimme: wenn man sich nicht verstellt. Mir gefallen Stimmen von Menschen, die sich nicht ständig fragen, wie sie auf andere wirken. Sänger wie Lou Reed oder Tom Waits intonieren oft recht eigenwillig, aber ihre Stimme ist authentisch. Das ist interessant: wenn oben rauskommt, was innen drin ist. Genau genommen tönt die Seele in der Stimme immer mit, auch beim Sprechen. Wer aufmerksam ist, hört sie in den Zwischentönen. Dann nützt alles Verstellen nichts.»