«Im Hinduismus ist die Seele etwas sehr Wesentliches. Wir nennen sie Atma. Das Atma eines jeden Menschen ist Teil der höchsten Seele, der Überseele – Teil von Gott, der Paramatma heisst. Obwohl wir viele Götter und Göttinnen anbeten, die jeweils für einen bestimmten Bereich des Lebens zuständig sind, ist der Hinduismus im Kern monotheistisch.
Die universelle Schöpferkraft Paramatma wird oft auch Brahman genannt. Der Hinduismus ist keine Religionsgemeinschaft mit einer einheitlichen Lehre. Es gibt eine Milliarde Hindus auf der Welt und entsprechend viele Wege des Glaubens. Im Übrigen bin ich kein Religionsgelehrter, sondern einfach ein praktizierender Hindu, der mit einer christlichen Frau verheiratet ist.
Nicht mehr wandern. Trotz vieler unterschiedlicher Glaubenslehren gilt für alle Hindus: Die Seele ist unsterblich, nur der Körper ist vergänglich. Das ist schön beschrieben in der Bhagavad Gita, einer unserer wichtigsten Schriften: Wie man alte getragene Kleider ablegt, lässt man im Tod den alten Körper auf der Erde zurück. Selber stelle ich mir den Körper auch wie einen Käfig vor, die Seele wie einen Vogel. Wenn der Mensch stirbt, verlässt der Vogel den Käfig und fliegt zurück zur grossen Seelenmasse, um dort eine neue Aufgabe zu übernehmen.
Hindus glauben an die Seelenwanderung – die Reinkarnation. Mein Atma wird nach meinem Tod den Körper eines anderen Lebewesens beseelen. Das höchste Ziel ist aber, der Reinkarnation zu entkommen, erlöst zu werden, im Nirwana oder Moksha mit Gott eins zu sein. Die Erlösung hängt von den guten und schlechten Taten im Hier und Jetzt ab. Wir nennen sie Karma. Alles, was man tut und lässt im Leben, hat eine Wirkung wie im Gesetz des Physikers Newton: Aktion und Reaktion. Dabei spielt auch die Pflicht, Dharma, eine wichtige Rolle: Man soll in jedem Leben sein Bestes geben und nicht neidisch sein auf andere, die scheinbar mehr Glück hatten. Entscheidend fürs Karma ist, wie gut ich meine Aufgaben meistere, und nicht, ob ich arm oder reich, krank oder gesund bin.»