Ist ein Nahtoderlebnis der Beweis für die Seele?

Seele

Frau mit Nahtoderfahrung: Fühlte sich mit der Seele vereint.

«Nein, mein Nahtoderlebnis vor elf Jahren ist für mich kein Beweis für die Existenz der Seele. Der Begriff ‹Beweis› stimmt nicht. Als ich auf einer Skitour von einer Lawine verschüttet wurde, habe ich erlebt, dass das Leben nach dem Tod weitergeht. Aber weil ich etwas erlebt habe, ist es noch lange kein Beweis.

Als ich verschüttet wurde, hatte ich Panik und Todesangst. Ich fürchtete mich vor dem Ersticken. Danach sah ich wie in einem Film alle Menschen, die mir von der Kindheit bis zum ‹Lawinenereignis›, wie ich es nenne, begegnet sind. Ich konnte von jedem einzeln Abschied nehmen. Einem Engel durfte ich alle Fragen stellen, die ich wollte. Und dann spürte ich nur noch Frieden, unendlichen Frieden und Geborgenheit, nie zuvor war ich glücklicher gewesen. Ich empfand mich als Einheit, meine Seele war nicht vom Körper getrennt. Das war sehr schön. Einmal bin ich mit einem neuen Körper und meiner Seele aus der Lawine getreten und sah meinen leblosen Körper kopfüber im Schnee stecken, während die Retter versuchten, mich auszugraben.

Leerer Mensch. Als ich gerettet wurde, fühlte ich mich schwer und erdgebunden, alles schmerzte von den zahlreichen Knochenbrüchen und der Lungenverletzung. Während des Genesungsprozesses hatte ich ständig das Gefühl, ein Teil meiner Seele sei weg. Ich fühlte mich seelenlos, wie ein leerer Mensch. Ein Teil der Seele schien am Unfallort geblieben zu sein, dort oben, wo es so krautig ist und im Sommer viele Blumen hat. Es ging relativ lange, bis meine Seele wieder in meinen Körper zurückkehrte.

Ich kann nicht erklären, was die Seele ist. Ich weiss aber, dass ich seit dem Lawinenereignis wieder ganz bin. Als ich ein Schulkind war und schreiben lernte, war für mich klar, dass ‹Seele› von ‹See› kommen muss. Beim Schwimmen im Bodensee empfand ich, dass die Seele wie das weite Wasser um mich sein müsse, ich fühlte mich getragen. Später konnte ich das Thema für mich nicht mehr klären. Bis ich mich unter der Lawine wieder mit der Seele verbunden fühlte, transparent und wunderschön.»