Kein Gottesbild ist für mich naheliegender als die Vorstellung von Gott als einem Vater oder einer Mutter. Im Alten Testament ist die Metapher allerdings noch rar gesät; explizit wird Gott nur zweimal mit einem leiblichen Vater verglichen. Besonders eindrücklich in Psalm 103,13. «Wie ein Vater sich der Kinder erbarmt, so erbarmt der Herr sich derer, die ihn fürchten.» Spannend daran finde ich die dualistische Auffassung einerseits vom liebenden und fürsorglichen und andererseits vom gebieterischen Vater: Nur wer ihn fürchtet, erfährt auch Zuneigung.
Automatisch stellt sich mir die Frage: Darf die Elternliebe an Bedingungen geknüpft sein? Definiert sie sich nicht gerade dadurch, dass sie bedingungslos ist? So poetisch und sprachlich schön Psalm 103 auch ist: er zementiert das Bild eines autoritären Gottes. Für mich ist die Liebe von Gott als Vater und Mutter aber ohne Vorbehalt – so wie es das Gleichnis vom verlorenen Sohn versinnbidlicht.