«Ich werde für Israel sein wie der Tau, es wird sprossen wie die Lilie, damit es seine Wurzeln schlägt wie der Libanon». In dieser Zusage an sein Volk vergleicht sich Gott selber mit dem Tau als Inbegriff für Segen. Von den aus der Luft kondensierten Wassertropfen ist im Alten Testament oft die Rede. Sie sind eine Gabe des Himmels, ihr Fehlen ein Fluch: «Darum hat der Himmel über euch den Tau zurückgehalten, und die Erde hat ihren Ertrag zurückgehalten (Hag 1,10).»
Dass der feuchte Segen in den trockenen Gebieten des Orients für gedeihendes Leben stand, erstaunt nicht. Viele bodennahe Pflanzen wachsen dort vor allem dank ihm, Käfer und andere Insekten stillen mit ihm ihren Durst. Obwohl weniger lebensnotwendig als in den biblischen Wüsten, ist der Tau auch hier etwas ganz Besonderes. Geht man im Morgentau barfuss über eine Wiese, fühlt man sich auf eigentümliche Weise mit der Schöpfung verbunden. Jetzt ist noch Gelegenheit dazu, bevor im Winter der Tau zu Reif wird.