«Ich werde für Israel sein wie der Tau, es wird sprossen wie die Lilie, damit es seine Wurzeln schlägt wie der Libanon.» (Hos 14,6). Tau ist Wasser, und Wasser ist Leben. Vom Wasser als die Quelle des Lebens ist in der Bibel denn auch immer wieder die Rede: In Eden entspringt ein Strom, um den Garten zu bewässern, der Geist Gottes bewegt sich über dem Wasser, und im Buch der Apokalypse heisst es: «Und er zeigte mir den Fluss mit dem Lebenswasser, der klar ist wie Kristall und er entspringt dem Thron Gottes und des Lammes.»
Wasser hat im Nahen Osten eine ganz besondere Bedeutung, ist es doch in einigen Ländern der Region grosse Mangelware. Israel hat dank raffinierten Bewässerungssystemen genügend davon, der Libanon hingegen nicht. Immer wieder wird das Zedernland von Waldbränden heimgesucht.
Unabhängig von Grenzen
Das Buch Hosea macht Wasser nicht nur zum Thema, sondern stellt Gott überhaupt als Metapher für dieses Lebenbselixier dar.
Israel und Libanon sind – heute wieder mehr denn auch schon – erbitterte Feinde. Mich berührt deshalb dieses Bild erst recht: «Ich werde für Israel sein wie der Tau, es wird sprossen wie die Lilie, damit es seine Wurzeln schlägt wie der Libanon.» Denn Gott als Metapher für das Wasser sorgt dafür, dass alle Länder gleichermassen gedeihen – unabhängig der Grenzen.
Wasser wird überall gebraucht. Wasser fliesst, Wasser lässt blühen, Wasser findet immer seinen Weg. Wasser kennt eigentlich keine Politik. Aber wer sich heute durch die geschickte Nutzung dieses Elements einen Vorteil verschafft, der hat die Macht.
Gott, Inbegriff der Macht, weiss davon und verteilt das Wasser als Urquell, als Lebenselixier. Wie schönwäre es doch, wenn die Länder des Nahen Ostens sich an Hosea, den Propheten Israels, zurückerinnern würden.