«Sonne und Schild ist Gott, der Herr.» So steht es im Psalm 84. Die Sonne als Gottesmetapher fasziniert mich. Ohne Sonne keine Wärme, kein Licht, kein Leben.
Aber kann die Sonne nicht auch blenden? Oft flüchten wir uns vor ihr in den Schatten. Gott richtig fassen, ihn ganz erkennen, kann ich so wenig, wie ich direkt in die Sonne blicken kann. Gott ist nur zu erahnen. Seine Wärme verspricht Geborgenheit.
Aber die Sonne scheint nicht immer. Und genauso wie die Sonne auch da ist, wenn sie sich hinter dunklen Wolken verbirgt, so lässt mich Gott nicht fallen, wenn mein Vertrauen in ihn brüchig wird.
Oder rede ich mir das bloss ein? Was ist denn in der Nacht, wenn die Sonne untergeht? Wendet sich manchmal auch Gott von uns ab? Von dem Gefühl berichten viele Psalmen. Und Jesus selbst schreit mit Psalm 22 einen davon am Kreuz: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen» (Markus 15,34).
Ich denke jedoch nicht nur an die dunklen Stunden der Verzweiflung, wenn ich der Sonnenmetapher in der Nacht nachgehe. Ich sehe den leuchtenden Mond, den ich gerade in der Winterzeit oft unverhofft entdecke. Ich muss dann immer kurz innehalten und sein gütiges Kratergesicht bewundern, das mir von der Sonne beschienen am dunklen Himmel leuchtet.
Und ich denke an Begegnungen mit Menschen, in denen plötzlich ein Verständnis aufscheint jenseits der Sprache. Etwas, das bewegt, beflügelt und beglückt. Einfach so. Wie ein Geschenk. Vielleicht stehen wir in diesen Momenten im Licht Gottes, wie der Mond im Licht der Sonne zu mir leuchtet.
Ich glaube es einfach. Denn wie steht es im Psalm 84? «Herr der Heerscharen, wohl dem Menschen, der auf dich vertraut.»