Recherche 07. September 2022, von Constanze Broelemann, Mirjam Messerli

Gespräch mit Christina von Allmen-Mäder aus der Schweiz

«Am Brunnen»

Wir berichten live vom Gipfeltreffen der christlichen Kirchen in Karlsruhe. 5000 Gäste aus 350 Kirchen aus aller Welt sind hier. Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen.

Heute trafen wir:

Christina von Allmen-Mäder, 33, aus der Schweiz. Sie ist Theologiestudentin in Bern und arbeitet als Sozialdiakonin in der Kirchgemeinde Nidau mit Schwerpunkt Kinder, Familie und Gemeindeentwicklungsprojekte. Am ÖRK ist sie als Freiwillige beim «Swiss Hub» der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz im Einsatz und kommt dort mit Menschen aus aller Welt ins Gespräch.

Was war bis jetzt Ihr persönliches Highlight hier in Karlsruhe?

Mein Highlight bisher war das gemeinsame Mittagessen an den langen Tischen hier auf dem Gelände. Links von mir sass ein Mann aus Tansania, rechts eine Frau aus West-Papua. Und beide haben mir erzählt, was sie beschäftigt und bewegt in ihren Kirchen. In diesem Moment habe ich realisiert, dass diese bisher abstrakten Themen wie Dürre oder Frauenrechte ganz nahe gerückt sind. An meinen Tisch. Ich habe von diesen Problemen gehört, und sie gehen auch mich etwas an.

Was erwarten Sie von Ihrem Aufenthalt hier in Karlsruhe?

Ich freue mich auf weitere persönliche Begegnungen. Ich möchte erfahren, wie das Bewegtsein vom Evangelium an anderen Orten auf der Welt aussieht. Hier kommt die Welt zusammen, und ich wollte unbedingt dabei sein. Ausserdem habe ich gedacht, dass ich wohl nie mehr so CO2-schonend an so einen kirchlichen Grossanlass reisen kann – der ÖRK hat ja schon lange nicht mehr in Europa getagt (lacht).

Erwarten Sie auch etwas vom offiziellen Versammlungsteil – konkrete Beschlüsse der Kirchen?

Ehrlich gesagt habe ich vor allem an mich selbst die Erwartung, hier allen gut zuzuhören, offen zu sein, mich einzubringen und die Geschichten von anderen Christinnen und Christen zu erfahren. Ich finde, schon nur dieses Zusammenkommen löst bei jedem einzelnen etwas aus. Die Menschen gehen von hier in ihren Alltag zurück. Sie nehmen hoffentlich dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit und Unterstützung mit und können dadurch auch konkret in ihrer Kirchgemeinde oder ihrem Land etwas zu Frieden und Gerechtigkeit beitragen. Ein Verdienst des ÖRK ist für mich, dass hier offen und deutlich über Probleme wie den Ukraine-Krieg gesprochen wird. 

Wofür beten Sie persönlich?

Ich bete, dass die Liebe Menschen zum Frieden bewegen kann. Hier am ÖRK habe ich ausserdem eine Frau aus der orthodoxen Kirche Ägypten kennengelernt, die mich gefragt hat, ob wir füreinander beten. Sie für mich und ich für sie. Und das machen wir jetzt. Das finde ich sehr berührend.