Recherche 12. September 2022, von Rita Gianelli

Brunnengespräch mit Julia Rensberg aus Sapmi

«Am Brunnen»

Wir berichten live vom Gipfeltreffen der christlichen Kirchen in Karlsruhe. 5000 Gäste aus 350 Kirchen aus aller Welt sind hier. Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen.

Wer sind Sie, was machen Sie?

Mein Name ist Julia Rensberg, ich komme aus Sapmi, dem Land der Samen in Nordskandinavien. Ich bin eine der Delegierten der Schwedischen Kirche. Hier am ÖRK setze ich mich dafür ein, dass die Stimme der indigenen Bevölkerung gehört wird. 

Was erwarten Sie von diesem Treffen?

Meine Erwartung ist, dass wir alle anerkennen, dass wir in einer Klima- und demzufolge auch in einer globalen humanitären Notsituation sind. Wir müssen uns zusammentun und handeln – jetzt und nicht später. Wir können nicht mehr weiter konsumieren wie bisher. Das Limit ist erreicht.

Was kann die indigene Kultur dazubeitragen?

Die indigene Kultur lebt seit Jahrtausenden im Einklang mit Mutter Erde und sorgt für das Land auf dem wir leben. Mit weniger als 25 Prozent der globalen Landfläche, die wir besitzen sind wir verantwortlich für mehr als 80 Prozent der Biodiversität auf der Erde. Diese Zahlen sprechen für sich, denke ich. Alle indigenen Völker vertreten die Philosophie, dass du dir von der Natur nicht mehr nehmen sollst als du, deine Familie, deine Nächsten brauchen. Die Gesellschaft kann diesbezüglich von indigenem Wissen lernen. 

Was ist ihr persönlicher Beitrag?

Ich bin eine Sami-Handwerkerin. Ich habe das Fertigen von Stoffen und Kleidern von meinen Vorfahren gelernt und übe es weiter aus. Meine Kleider stelle ich nach der Tradition meiner Vorfahren her. Und wie alle aus Sapmi benütze ich auch während des Treffens hier in Karlsruhe mein Guksi. Das Guksi ist eine Art Tasse aus Birkenholz, woraus man essen und trinken aber auch Beeren sammeln kann. Einweggeschirr oder Plastiktrinkflaschen brauche ich nie.

Was war Ihr persönliches Highlight?

Ein besonderer Höhepunkt für mich war jeweils die Musik während der gemeinsamen Gottesdienste. Besonders die Lieder meiner Freunde von den Pazifischen Inseln mag ich sehr.

Wofür beten Sie?

Ich bete, dass es uns gelingt, alles zu unternehmen, um die Klimakrise zu stoppen. Ich bete dafür, dass wir ein Umdenken, einen Systemwechsel schaffen.