Recherche 27. September 2017, von Thomas Illi

Die Mehrheit will keine Pflegeroboter

Technik

Laut der Umfrage von «reformiert.» sieht eine knappe Mehrheit Roboter als Chance. Klare Grenzen ziehen die Befragten bei der Anwendung.

Nur 19 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer würden beim Spitaleintritt eine Diagnose akzeptieren, die allein vom Computer erstellt wurde. Ähnlich gross ist die Skepsis gegenüber der Zukunftsvision, dass in Spitälern und Altersheimen Roboter bei der Körperpflege assistieren statt das Pflegepersonal.

Nur 15 Prozent könnten sich dies vorstellen, wobei nur 3 Prozent der in einer vom Meinungsforschungsinstitut «DemoSCOPE» im Auftrag von «reformiert.» durchgeführten Studie die Frage mit «Ja, sicher» beantwortet haben. 26 Prozent antworteten mit «eher nicht», 58 Prozent mit «sicher nicht».

Servieren und Hochheben. In deutschen Pflegeheimen wurden derweil bereits erste Tests mit Robotern abgeschlossen. Doch der Roboter Jenny bringt nur Essen oder Getränke in die Zimmer oder unterhält die Bewohnerinnen und Bewohner mit Musik.

In Japan hingegen sind bereits Roboter in Betrieb, die Patienten hochheben und ihnen ins Bett helfen und damit Aufgaben des Pflegepersonals übernehmen.

Telefonische Umfrage. Die repräsentative Umfrage wurde Ende Juni telefonisch bei tausend Personen aus der Deutsch- und Westschweiz durchgeführt. Erfragt wurden Meinungen zur zunehmenden Automatiserung in den Bereichen Verkehr, Medizin und Pflege sowie in der Arbeitswelt allgemein. Auch die Vorstellungen darüber, wie sich die Robotisierung weiter entwickeln werde, wurden abgefragt.

Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent beurteilt den vermehrten Einsatz von Robotern in Arbeitsprozessen als Chance. Ihre eigene Stelle sehen lediglich 17 Prozent der befragten Erwebstätigen gefährdet.

Was die Arbeitsplatzsicherheit betrifft, sind sich Männer und Frauen noch weitgehend einig. Ein Geschlechterunterschied zeigt sich bei der Frage, ob Menschen sich besser entfalten könnten, würden Roboter eintönige oder gefährliche Arbeiten für sie erledigen. 60 Prozent der Männer meinen Ja, bei den Frauen sind es nur 42 Prozent.

Typisch für ein Bergvolk. Der Zürcher Ständerat Ruedi Noser (FDP) sieht sich von der Umfrage bestätigt, dass die Bevölkerung «die Digitalisierung insgesamt positiv beurteilt». In der Politik jedoch beobachtet er verbreitete Skepsis.

Dass die persönliche Arbeitsplatzsicherheit als hoch eingeschätzt und dennoch negative Seiten der Automatisierung in den Blick geraten, sei typisch für ein Bergvolk, das nur gemeinsam überleben könne: «Bei der eigenen Zukunft sind wir selbstbewusst, aber wir sorgen uns um Schwächere.»

Der Unternehmer, der auch im Vorstand des Wirtschaftsverbands Economiesuisse sitzt, fordert den Gestaltungswillen der Politik: «Das grösste Risiko sind Befürchtungen und Abwarten – jeder, der vorwärts macht, kann gewinnen.»

Geforderte Politik. Ähnlich argumentiert die Aargauer Ständerätin Pascale Bruderer (SP): «Menschen erkennen aus ihrer persönlichen Sicht durchaus die Chancen der Digitalisierung und nicht nur die Risiken.»

Zugleich ortet sie «grosse Unsicherheit angesichts der rasanten Veränderung». Die Politik sei gefordert: «Es geht nicht nur darum, den Wirtschaftsstandort attraktiv zu halten, sondern auch darum, den Menschen eine Zukunftsperspektive zu eröffnen.»

Umfrage der Zeitung «refomiert.»

Im Auftrag der Zeitung «reformiert.» führte das Meinungsforschungsinstitut «DemoSCOPE» eine Umfrage in der Deutsch- und Westschweiz durch. Erfragt wurden Meinungen zur zunehemden Automatisierung in den Bereichen Verkehr, Medizin und Pflege sowie in der Arbeitswelt allgemein. Auch die Vorstellungen darüber, wie sich die Robotisieirung weiter entwickeln werden, wurde abgefragt.

Zu den Ergebnissen der Umfrage