«Ultreia!» So begrüssen sich zwei Pilger auf dem spanischen Jakobsweg. Man sagt, das heisse «Vorwärts, geh über dich hinaus!». Was bedeutet dir – unter Pilgern duzt man sich ja – dieser Gruss?
Theo Bächtold: Wörtlich aus dem Griechischen übersetzt könnte «Ultreia» «froher Dienst» heissen. Ich verstehe Pilgern durchaus als Gottesdienst, und so stimmt der Gruss für mich: Man wünscht sich einen frohen Gottesdienst. Das ist umfassender, als sich nur Mut und Ausdauer zu wünschen. In Frankreich grüssen sich Pilgerinnen und Pilger mit «bon courage». Pilgern hat aber immer auch eine spirituelle und religiöse Dimension.
Ist es sogar die populärere Form des Gottesdiensts? Als du Anfang der Neunziger in Schlatt Pfarrer warst, sollen am Montag mehr Leute zum Tagespilgern mitgekommen sein als am Sonntag in die Kirche.
Mit Pilgern konnte man tatsächlich mehr Leute für kirchliche Aktivitäten gewinnen. Und im Moment verspüre ich eine grosse Freude in den Gruppen. Die Menschen sind dankbar, dass sie sich endlich wieder auf den Weg machen können. Worin besteht denn der Dienst an Gott beim Pilgern? Das Wesentliche ist der Einsatz. Die Kirchgänger müssen kommen, sitzen, zuhören. Beim Pilgern darf man sich auch noch bewegen. Das kann anstrengend sein, man kann an die Grenzen kommen.