Recherche 19. Juni 2018, von Nicola Mohler

Unterwegs zur Einheit in reformierter Vielfalt

Kirchenbund

Eine refor­mierte Kirche Schweiz könnte bald Realität sein. Die letzte Hürde folgt im Herbst.

Bis anhin war der Kirchenbund ein Dachverband der reformierten Schweizer Kirchen, ein Verein mit 26 Mitgliedskirchen. Nun soll daraus eine Kirche werden. Dieses Vorhaben befindet sich auf der Zielgeraden: An der Abgeordnetenversammlung in Schaffhausen vom 17. bis 19. Juni 2018 haben die Delegierten über die letzten Änderungen an der überarbeiteten Verfassung debattiert.

Die abschliessende Abstimmung findet an der diesjährigen Herbstversammlung statt. Werden zwei Drittel der Abgeordneten die neue Verfassung annehmen, heisst der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) ab Anfang 2019 Evangelische Kirche Schweiz (EKS).

Aus Kirchenbund wird Kirchengemeinschaft

Der Name sagt, was das neue Gebilde sein will: eine Kirche, die auf nationaler Ebene das geistliche Leben fördert, das Evangelium in Wort und Tat verkündet sowie ihren gesellschaftlichen Auftrag wahrnimmt, sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung engagiert.

Somit kommt neben den lokalen Kirchgemeinden und den kantonalen Landeskirchen erstmals in der Schweizer Geschichte eine nationale reformierte Kirchengemeinschaft hinzu. Diese soll nicht nur das Profil der Reformierten in der Öffentlichkeit schärfen, sondern auch eine gemeinsame reformierte Identität fördern.

Dreiteilige Leitung

Neu ist zudem die Aufteilung der Leitung der EKS auf Synode, Rat und Präsidium. Der Präsident oder die Präsidentin tritt für die EKS in der Öffentlichkeit auf. Das geistliche Leben soll jedoch gemeinsam von den drei Gremien gefördert werden. Durch die Umformung der Abgeordnetenversammlung zu einer Synode – also eines Kirchenparlaments – werden die behandelten Geschäfte für die Mitgliedskirchen künftig verbindlicher.

Was aber bedeuten die neuen Strukturen und der neue Name eigentlich für die kirchliche Basis? «Was sich ändern wird, ist noch unklar. Die neuen Strukturen dienen als Sprungbrett», sagt Kirchenbundpräsident Gottfried Locher. Es gelte nun, die neue Verfassung mit Leben zu füllen und das Gemeinsame in der reformierten Vielfalt herauszuarbeiten.

Weitere Geschäfte

Neben der Verabschiedung der 2. Lesung der überarbeiteten Verfassung nahmen die Delegierten an der Versammlung auch die Jahresrechnung 2017 an. Diese hat mit einem Defizit von 73'607 Franken abgeschlossen.

Einstimmig sprachen sich die Delegierten zudem für die Weiterführung der solidarischen Finanzierung der Seelsorge in den Bundeszentren aus. In der Legislatur 2019 bis 2022 soll der Betrag von 350'000 auf 420'000 Franken erhöht werden.