Schwerpunkt 27. März 2015, von Thomas Illi

Die Hoffnung braucht keinen Beweis

Auferstehung

Vier Menschen sagen, was sie der zentralen christlichen Botschaft abgewinnen können. Und zwei Pfarrpersonen diskutieren, wie davon gesprochen werden soll.

Tod. Feindesliebe, Genügsamkeit, Verzicht auf Rache und Gewalt – die christliche Botschaft war und ist sperrig. Ganz besonders schwer ist jene Geschichte zu begreifen, die nach Überzeugung der ersten Christen den eigentlichen Kern ihres Glaubens ausmacht: die Berichte vom leeren Grab, von der leibhaftigen Auferstehung des gefolterten und gekreuzigten Jesus von den Toten. Und die Bezeugungen von den Begegnungen ehemaliger Weggefährten mit dem Auferstandenen.

Zweifel. Bereits all diesen biblischen Texten haftet der anfängliche Zweifel an: Die beiden Jünger, denen Jesus auf ihrem Weg nach Emmaus begegnet, erkennen ihren Meister erst, als er sich ihnen beim Abendmahl offenbart. Und der Jünger Thomas ist gar erst zu überzeugen, nachdem er die Wundmale des Gekreuzigten gesehen hat. So erstaunt es nicht, dass das Ostergeschehen auch in vielen modernen, aufgeklärten Menschen mehr Fragen aufwirft als zunächst Antworten bereithält. Vier Statements – der Künstlerin, des Physikprofessors, der Re­ligionspädagogin, des Bestatters – zeugen vom selben Dilemma, das bereits vor 2000 Jahren die ersten Christen umtrieb: Typisch für das sperrige Christentum führte und führt der Weg zum Glauben über den Unglauben und seine Überwindung. Und über das Akzeptieren der Tatsache, dass es für das zentrale Geschehen im Christentum keinen Beweis gibt – weder historisch noch wissenschaftlich.

Hoffnung. Dass selbst Theologinnen und Theologen – wie beispielsweise Ralph Kunz und Ella de Groot – äusserst kontrovers über die Auferstehung dis­putieren können, mag uns Zweiflern ein Trost sein. Es soll aber die Hoffnung, die mit Ostern verbunden ist, nicht schmälern: die Hoffnung auf den Sieg des Lebens über den Tod. Oder, wie es Ella de Groot ausdrückt, auf die «Auf­erweckung der Liebe».