«Bei der ‹Frühlingsputzete› am Computer neulich fiel mir auf, wie ‹tötelig› diese Arbeit ist und wie leicht dort ‹Töten› und ‹Auferstehen› geht: einfach ‹Delete› und ‹Return› drücken. Ich fragte mich, ob die viele Arbeit am Computer meine Wahrnehmung, mein, unser Handeln verändert? Diese Wirkung auf den Alltag ist es, die mich auch bei der Religion sehr interessiert. Wie wirken sich religiöse Vorstellungen bewusst oder unbewusst aus, welche Funktion haben sie zur Bewältigung des Alltags?
Der Frühling. Die christliche Auferstehungsgeschichte in ihren vielen ganz unterschiedlichen Versionen verwirrt mich. Wenn der auferstandene Jesus mit den Jüngern Fisch isst, um zu beweisen, dass er kein Geist ist, sondern leiblich auferstanden, finde ich das ziemlich seltsam. Die Vorstellung, nach dem Tod wieder im selben alten Leib auferstehen zu müssen, ist für mich nicht attraktiv – lieber hätte ich einen neuen, frischen Körper.
Auferstehung hingegen, wie ich sie im Frühling in der Natur beobachten kann, oder im Miterleben von Geburt und Tod: Das ist mir nahe, das kann ich nachvollziehen, auch ohne es wirklich zu verstehen.
Die Verkörperung Gottes im Menschen in Geburt und Tod ist ja das zentrale christliche Thema. Dazu finde ich in der Kunst eine Annäherung: denn Kunst vermag Unsichtbares in Materie zu verkörpern, formt Vorstellungen, Fantasien, Erinnerungen und macht sie kommunizierbar. Deshalb ist sie für die Vermittlung religiöser Inhalte so wichtig. Wie ist die Verbindung von Geist und Materie im Kunstwerk? Steckt ein Teil meines Geistes im Bild oder in der Skulptur – oder weisen sie nur symbolisch auf etwas Abwesendes hin? Das sind Fragen, die ich mir als Künstlerin stelle.
Die Bildwelten. Das Thema Religion war im Kunstbetrieb lange verpönt. Seit 9/11 und aufgrund der Migration hat sich das geändert. Anders als für die Mehrheit der Einheimischen ist Religion für viele Migranten und Migrantinnen sehr wichtig. Daraus können Spannungen im Zusammenleben entstehen.
Als Dozentin an einer Kunsthochschule verfolge ich in Forschung und Unterricht die Fragen: Welche Rolle spielen Kunstschaffende und Gestaltende bei der Repräsentation religiöser Themen? Was brauchen sie für Wissen über Religion, um die eigene, um fremde Kulturen zu verstehen, als Grundlage für ihre Arbeit und für das Zusammenleben allgemein? Wie wirken religiöse Vorstellungen und Symbole auf Bildwelten im Alltag, in Kunst, Medien und Werbung, im Film, im Internet?»