Schwerpunkt 27. März 2015, von Rita Jost

«Jesus war ein Mensch wie wir»

Auferstehung

Janina Hofer (29) unterrichtet Religion an Mittelschulen. Daneben untersucht sie die Spra­che von Menschen mit trans­zen­denten Erfahrungen.

«Persönlich glaube ich nicht an eine leibhaftige Auferstehung von Jesus Christus. Jesus war ein Mensch wie wir. Er hatte wohl eine Verbindung zu etwas Göttlichem, hat dadurch Menschen inspiriert und motiviert, und seine Taten und sein Geist wirkten und wirken nach – bis heute. Aber dass er nach seinem Tod plötzlich nochmals wahrhaftig und körperlich «da» war, das kann ich mit meinem Weltbild nicht vereinbaren. Als Wissenschafterin möchte ich es allerdings auch nicht völlig ausschliessen, aber die Wahrscheinlichkeit scheint mir doch eher klein.

Die Legende. Für mich ist die Ostergeschichte – wie die Weihnachtsgeschichte auch – eine Le­gende. Wenn ich das im Un­ter­richt sage, dann sind die Jugendlichen zunächst mal immer enttäuscht. Aber es ergeben sich auch gute Gespräche, in denen ich zeigen kann, was religiöse Diskussionen so schwierig macht: der Konflikt zwischen jenen, die etwas glauben, weils so unwahrscheinlich ist; und jenen, die aus dem ge­nau gleichen Grund eben nicht glaubenkönnen.

Gespräche rund um Auferstehung ma­chen noch etwas anderes deutlich: Unsere Sprache greift oft nicht, wenns um Übersinnliches geht. Was jemand erlebt, was er sich eingesteht und was er schliesslich in Worte fasst, das stimmt nie ganz überein. Es ist nur menschlich, dass wir ob solcher Themen ins Grübeln kommen und dass wir nicht genau sagen können, was uns widerfahren ist, aber trotzdem darüber sprechen wollen.

Das Transzendente.Und wir sollten auch zuhören, wenn Menschen, die etwas Transzendentes erlebt haben, erzählen. Darum werte ich für meine Doktorarbeit Briefe aus von Menschen, die solche Erlebnisse hatten und Zeuge wurden von aussergewöhnlichen Phänomenen. Dies sind zum Beispiel Begegnungen mit Toten oder Erscheinungen von Engeln. Es zeigt sich, dass diesen Menschen meist die Worte fehlen, um zu beschreiben, was sie gesehen und erlebt haben. Ich finde es aber ganz wichtig, dass sie trotzdem versuchen, eine Sprache zu finden, um das Erfahrene mitzuteilen. Weil ihre Schilderungen etwas sagen über die Wirkung solcher Vorkommnisse.

Mein Beruf und meine wissenschaftliche Arbeit bringen es mit sich: Ich werde immer wieder in solche Diskussionen verwickelt. Ich bin offen dafür. Wenn Menschen über derartige Dinge sinnieren und auch etwas von sich preisgeben, ergeben sich wunderschöne Gespräche und es zeigt sich, dass praktisch niemand einfach an gar nichts glaubt.»