Ein mächtiges Instrument, um die Neugier zu wecken

Pause

Pausen sind in einem Vortrag sehr mächtig, sagt Rhetoriktrainer Oliver Schroeder. Doch die meisten Menschen seien zu gehetzt, um sie wirkungsvoll einzubauen.

Will Oliver Schroeder einer Aussage Nachdruck verleihen, haut er seine flache Hand auf den Tisch. «Die Menschen, mit denen ich trainiere, sind nur noch gehetzt», sagt der Mediencoach, und die Hand saust hinab. Er ist überzeugt: Wer gehetzt ist, kann nicht innehalten. Und wer nicht innehält, kann beim Sprechen keine Pausen machen.

Dabei ist die Pause im Vortrag elementar. «Sie ist ein mächtiges Instrument, um ein Publikum neugierig zu machen», sagt Schroeder. Zur Illustration spielt er einen Vortragsredner: «Wissen Sie, warum wir keine Kunden mehr haben?», fragt er und blickt dem Gegenüber direkt in die Augen. Nach einer Pause hakt er nach: «Wissen Sie das wirklich?» Wieder eine Pause. So könne man das Publikum zappeln lassen und Spannung aufbauen, sagt der Rhetoriktrainer.

Blickkontakt und Atemholen

Schroeder macht Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung fit für öffentliche Auftritte. Sie alle lernen von ihm die Technik des Pausenmachens: Nach einem Satz die Stimme senken, atmen, Blickkontakt herstellen, zu neuem Gedanken ansetzen. Doch die Technik sei nur das eine, betont Schroeder. Viel entscheidender sei die innere Ruhe.

«Öffentliches Sprechen und Auftreten brauchen harte gedankliche Vorbereitung, doch dafür fehlt den Führungskräften schlicht immer öfter die Zeit», sagt Schroeder. Wiederum schlägt er mit der Hand auf den Tisch.

Schroeder bringt seinen Kundinnen und Kunden nicht nur das richtige Atmen, die passende Intonation und nonverbale Kommunikation bei. Er hilft ihnen vor allem, Ordnung zu schaffen: im Thema, in seinem Aufbau, in der Perspektive darauf. «Wenn das geklärt ist, machen sie technisch fast von alleine alles richtig. Sie atmen an der richtigen Stelle und machen Pausen.»

Wer hingegen nicht wisse, was er sagen wolle, reihe nur Informationen aneinander. Die Hektik in der Arbeitswelt habe stark zugenommen. Mit Trainings an 200 Tagen im Jahr gehöre er manchmal selbst zu den Getriebenen, räumt er ein. Nicht zuletzt deshalb mahnt er so eindringlich, Pausen zu machen.

Doch das ist für viele nicht einfach. «Viele Menschen haben beim Sprechen Angst davor. In der Schule galt die Pause beim Gedichtaufsagen als Schwäche, als ein Zeichen, nicht mehr weiterzuwissen.» Dabei sei die Pause für das Publikum ein Geschenk. «Es ist der einzige Moment in einem Vortrag, in dem die Zuhörenden ihren Assoziationen und Gefühlen nachgehen können und Abstand schaffen zum Vortrag», betont Schroeder.

Hatten die Redner denn früher mehr Zeit? Der Rhetorikexperte nickt. «Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt zog mitten in seiner Rede an der Zigarette und dachte lange nach. Und das störte niemanden.»