«Als Philosophin sehe ich in der Gestalt des Jesus von Nazaret zwei Herausforderungen, die eine Auseinandersetzung mit ihm anspruchsvoll gestalten. Erstens basiert mein Wissen über Jesus auf einem dichten Geflecht aus Erzählungen, Überlieferungen, den Überzeugungen seiner Anhängerschaft und theologischen Interpretationen. Hingegen gibt es kaum historisch verbürgte Fakten.
Zweitens: Die Trinitätslehre wirft einige Fragen auf. Wie sind Jesus, der Heilige Geist und Gott numerisch eins und doch verschieden? Oder ist Jesus ein Mensch mit einer spirituellen und religiösen Wirkungsgeschichte, die bis heute andauert?
Als Gott entzieht er sich jeder Kritik, als Mensch nicht. Jesus hat also eine Eigendynamik entwickelt, die es schwer macht, ihn als Person zu definieren und zu beurteilen.