Nun bekommen die Kinder die Aufgabe, sich zu überlegen, was sie an der Stelle von Josef und Maria tun würden. Nach einem Weilchen präsentieren sie ihre Ideen in der Runde: zurückkehren nach Jerusalem; dort suchen, wo Jesus zum letzten Mal gesehen wurde; bei Leuten nachfragen, ob sie einen zwölfjährigen Jungen gesehen hätten.
Endlich gefunden
Schliesslich löst die Lehrerin das Rätsel um den verschwundenen Jesus auf. «Er hatte gar nie das Gefühl, verloren gegangen zu sein», erzählt sie. «Er sass nämlich im Tempel bei den älteren Männern und diskutierte mit. Sie hätten den Jungen auch wegschicken können, aber nein, sie liessen ihn mitreden.» Als ihn die Eltern schliesslich gefunden hätten, sei er natürlich mit ihnen zurückgekehrt nach Nazaret.
Behutsam – das ist die Art, wie Marianne Jenny ihre Klasse an Jesus herangeführt hat. «Ich würde den Kindern nie sagen, das müsst ihr jetzt einfach glauben», erklärt sie nach der Lektion. Das im Fach NMG vorgesehene Kennenlernen religiöser Welten sei ja auch nicht gleichzusetzen mit konfessionellem Religionsunterricht.
Die Geschichte vom zwölfjährigen Jesus habe sie ausgewählt, weil sich die Kinder damit identifizieren könnten. «In einer Menge verloren zu gehen, ist ihnen vertraut.» Die Aufmerksamkeit, mit der die Kinder zugehört haben, gibt ihr recht. Und wenn sie am folgenden Tag den Langnau-Märit besuchen, werden sie diesmal wohl speziell aufpassen, nicht verloren zu gehen wie einst Jesus in Jerusalem.