Die Kirche müsse «Menschenfischerin sein, wo Menschen zu ertrinken drohen in den Meeren aus Not, Elend und Verzweiflung», heisst es in der gemeinsamen Erklärung der drei Schweizer Landeskirchen zum Menschenrechtstag. Der christliche Auftrag gehe über das Völkerrecht und die Menschenrechte hinaus. Nicht nationale, ethische oder politische Identitäten bildeten den Massstab für die Solidarität, sondern die «geschwisterliche Zugehörigkeit zur Menschheitsfamilie», betonen die Kirchen. Wo die Politik und das Recht allein nicht weiterkommen, müssten die Kirchen einspringen.
65,6 Millionen Menschen auf der Flucht. Ende 2016 befanden sich weltweit 65,6 Millionen Menschen auf der Flucht, davon waren 22,5 Millionen unter 18 Jahre alt. Gerade Flüchtlinge seien von Folter und Misshandlungen bedroht, schreibt die ACAT, Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter. Gemäss Schätzungen des Uno-Hochkommissariats haben zwischen fünf und 35 Prozent der Flüchtlinge Folter und Gefängnis überlebt. Eine unabhängige Untersuchung und die beweiskräftige Dokumentation von Foltervorwürfen erachtet die ACAT als zentral, weil Flüchtlinge oft nicht auf den staatlichen Schutz zählen können.
Die ACAT lancierte deshalb am 10. Dezember eine Petition an Justizministerin Simonetta Sommaruga und fordert die Anerkennung des Istanbul-Protokolls durch die Schweiz. Anhand dieses Protokolls lassen sich Folgen von Folter bei Asylsuchenden besser nachweisen. Ärzte, Gerichtsmediziner, Psychologen und Menschenrechtler entwickelten das Istanbul-Protokoll in den 90er-Jahren. Das Handbuch enthält Kriterien zur Untersuchung und Dokumentation von Folter. Auf dieser Basis können Experten zuhanden von Justiz und Behörden die Glaubwürdigkeit von Foltervorwürfen beurteilen. Die Vereinten Nationen verabschiedeten das Protokoll am 4. Dezember 2000 in einer Resolution.
Tauben-Ballone für den Frieden. Solidarität mit den Opfern von Krieg und Gewalt zeigte auch Mission 21 und beging den Tag der Menschenrechte zum dritten Mal mit einer Aktion auf dem Basler Münsterplatz. Sie markierte gleichzeitig den Abschluss der internationalen Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Höhepunkt der interreligiösen Veranstaltung bildeten die weissen Ballone in Taubenform, die als Symbole des Friedens in den Himmel aufstiegen.
Davor traten prominente Rednerinnen und Redner auf: neben Magdalena Zimmermann, der stellvertretenden Direktorin von Mission 21, die katholische Theologin Doris Strahm, Peter Jossi von der liberalen jüdischen Gemeinde Basel und die Muslimin Amira Hafner-Al Jabaji, Islamwissenschaftlerin und Moderatorin von «Sternstunde Religion» beim Schweizer Fernsehen.
Menschenrechte auch für Frauen. Sie richteten den Fokus auf die Frauen und betonten, dass die Menschenrechte auch für sie gelten. Magdalena Zimmermann erinnerte an die Opfer der Terrormiliz Boko Haram. Unter ihnen seien besonders viele Frauen.
Amira Hafner-Al Jabaji nahm die Männer in die Pflicht. Es gehe nicht an, dass diese für sich Rechte beanspruchten und für Frauen Pflichten festlegten. Die Männer müssten sich dafür einsetzen, dass die Menschenrechte auch für Frauen gelten.
Gendergerechtigkeit sei ein wichtiges Anliegen in der jüdischen Reformbewegung, betonte Peter Jossi. Doris Strahm sagte, man müsse über Gewalt gegen Frauen sprechen, damit sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde. Nur so sei es möglich, etwas zu verändern. Mit einer Schweigeminute gedachten die Anwesenden der Opfer von Gewalt weltweit.