Als Pfarrerin am Offenen St. Jakob hat Verena Mühlethaler häufig mit Geflüchteten zu tun. Auch mit solchen, denen laut Dublin-Abkommen Ausschaffungen drohen, etwa nach Kroatien. «In der Seelsorge begegnen mir immer wieder Geflüchtete, die nach ihrer Ankunft dort Gewalt erlebt haben», sagt sie und berichtet von einer kurdischen Familie aus der Türkei, deren Kinder zuschauen mussten, wie kroatische Polizisten dem Vater mit Gewalt die Fingerabdrücke abnahmen. «Die Kinder sind seitdem traumatisiert.»
Im Juli reiste Mühlethaler mit einer Delegation des Netzwerks Migrationscharta.ch nach Zagreb, um mit Hilfsorganisationen, der Kirche und Vertretern der Schweizer Botschaft Gespräche zu führen. Danach stellte das Netzwerk Forderungen: Der Bund solle von Rückschaffungen nach Kroatien absehen und auf Asylgesuche eintreten. Knapp 400 Personen leben laut dem Staatssekretariat für Migration (SEM) in der Schweiz und sollen definitiv nach Kroatien ausgeschafft werden.