Volle Tage, volles Auto und die Ruhe nach dem Sturm

Heimweg

Bern-Burgdorf legt Nicole D. Käser mit dem Auto zurück. Auf der Fahrt lässt die Theaterfrau ihre Gedanken schweifen. Sie schätzt die Zeit, die sie ganz für sich allein hat.

Der Motor des Smart ist laut. Nicole D. Käser mag das Rumpeln und Schüt­teln ihres Kleinwagens. In die­sem Auto sei man noch nah an der Strasse: «Ich bin bei jeder Bodenwelle sozusagen live dabei», ruft sie über das Dröhnen hinweg und gibt ordentlich Gas. Zu schnelles Fahren sei bei diesem Geräuschpegel gar nicht möglich. «Bei 50 km/h röhrt der Motor wie bei 80. Und mehr als 120 fahre ich nie.»

Nicole D. Käser lebt in Burgdorf und arbeitet in Bern. Die Schauspielerin und Kabarettistin gehört zum Leitungsteam des Theaters Mat­te, des Kleintheaters im Berner Mattequartier. Sie liebt ihre Arbeit, ihre Kollegen, die Darstellerinnen, das Publikum, die stressigen Zeiten vor Premieren und die Abschiedstränen nach der Derniere.

Es gibt Sicherheit

Warum sie mit dem Auto unterwegs ist? «Ich habe nun mal keinen normalen Job. Es gibt mir Sicherheit, zu jeder Tages- und Nachtzeit ins Auto steigen zu können.»

Nicole D. Käser, 49

Nicole D. Käser, 49

Die Burgdorferin ist Grafikerin, Schauspielerin, Kabarettistin und Mitleitende des Theaters Matte in Bern.

Auf der Fahrt kann sie ungestört ihren Gedanken nachhängen, den Tag Revue passieren lassen oder ihre Eltern anrufen. «Sie erzählen, wie es ihnen geht, und sagen mir, ob sie etwas brauchen.» Natürlich sei sie nicht stolz darauf, eine jener Autofahrerinnen zu sein, die eigentlich gute Zugverbindungen hätten, fährt Käser fort.

Doch für sie als Theaterschaffende sei der fahrbare Untersatz ein Stück Freiheit und Unabhängigkeit. «So voll, wie meine Tage sind, ist meistens auch mein Smart.» Kostüme, Requisiten, Computer, alles stopft sie hinein. «Die Fahrten beruhigen mich, und ich geniesse die Landschaften.» Der Anblick der Stadt oder der Berge im Abendlicht könne berauschen. «Nicht selten bin ich ergriffen von dieser Schönheit.»

Wegfahren, heimfahren

14 Jahre lang lebte und arbeitete Nicole D. Käser in Wien, spielte Theater und tourte mit einem Kabarettprogramm durch die Lande. «Das war eine tolle Zeit», schwärmt sie. Aber wegen der Hausärztin und des Chiropraktikers in Burgdorf fuhr sie immer wieder nach Burgdorf zurück. «Heimat ist ja bekanntlich da, wo man seinen Chiropraktiker hat», sagt sie lachend. Und nun sei sie definitiv wieder nach «Bonsai-Bern» zurückgekommen: Mit ih­rem Mann wohnt sie in der Burgdorfer Oberstadt.

An Burgdorf schätze sie auch die Beizen, erklärt die Frau, die immer mehrere Sachen gleichzeitig zu machen – und vor allem auch zu denken – scheint. Sie brauche Menschen, mit denen sie unkompliziert tratschen und vor dem Restaurant gemütlich eine Zigarette rauchen könne. Auch das gehört für Nicole D. Käser zum Heimweg: ankommen in der Stadt, in der sie gefühlt alle kennt. In der das Auto auf dem Parkplatz vor dem Haus darauf war­tet, sie jederzeit hinaus in die Welt und dann wieder nach Hause zu bringen.