Was kommt Ihnen beim Begriff «Heimweg» in den Sinn?
Fulbert Steffensky: «Heimweg» weckt ein warmes Gefühl. Heim, Heimat: ein Ort, wo man sich nicht beweisen muss. Wo man mit Freunden, der Familie zusammen ist. Der Heimweg ist der schönste Weg.
Trägt dieser besondere Weg auch die Sehnsucht in sich?
Ja, denn man ist noch nicht zu Hause, man hat noch einen Weg vor sich. Der Heimweg ist ein sehnsüchtiger Weg. Heinrich Böll spricht vom Menschen, der «in seiner Sehnsucht ein Gottesbeweis ist». Alle wüssten wir, sagt der Schriftsteller, dass wir hier auf Erden nicht ganz zu Hause sind, «dass wir also noch woanders hingehören und von woanders herkommen». Heimweg hat für mich mit Heimweh zu tun.
Gibt es besondere Heimwege, an die Sie sich erinnern?
Ich habe eine starke Erinnerung an einen Heimweg in meiner frühesten Kindheit. 1939 wurde unser Dorf im Saarland kurz vor dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich evakuiert. Als Katholiken lebten wir plötzlich in Ostdeutschland unter fremden Reformierten mit einer anderen Sprache, anderen Gewohnheiten. Nach einem Jahr konnten wir zurück. Für den Heimweg stand ein Zug bereit, darauf ein weisses Laken mit der Aufschrift «Nix wie hem». Die wundervolle Heimat jedoch, die wir uns in der Fremde ausgemalt hatten, gab es nicht. Es war hier alles wie zuvor, nicht aufregend. Heimaten, die man wirklich erreicht, haben viel von ihrem Glanz verloren.