Getauft, konfirmiert, abgehängt: Pina Scheidegger geht seit der Konfirmation vor vier Jahren nicht mehr in die Kirche. Höchstens einmal an Weihnachten in den Mitternachtsgottesdienst. Das gemeinsame Singen im Licht der Kerzen sei schon schön. «Aber normalerweise sind die Feiern dort extrem nüchtern.»
Für die Zwanzigjährige existiert die Kirche kaum noch. «Ich kenne niemanden in meinem Alter, der da hingeht.» Und überhaupt: «Weder von meinem Outfit» noch von ihrer Lebenseinstellung her passe sie zu dieser Institution. Zu bieder sei die Kirche und zu konservativ, etwa was die Gleichberechtigung von Frauen und Männern angehe. «Ich habe den Eindruck, dass viele Reformierte – und erst recht Katholiken – immer noch recht traditionell denken und leben.»
Vom Pfarrer beeindruckt
Seit der Zeit des kirchlichen Unterrichts distanziert sich Pina Scheidegger immer mehr, obwohl sie den Pfarrer damals sehr gut erlebt hat. «Er war ein spannender Typ, eine Art Philosoph, der viel zu erzählen wusste. Nicht nur über die Bibel und den Glauben, auch über allgemeine Lebensfragen. Das war toll.» Beim Beten allerdings habe sie nicht mitgemacht. «Das war mir irgendwie zu fromm. Und ich finde, jeder muss sowas frei entscheiden können und sollte dafür weder beurteilt noch verurteilt werden.»
Dass der unterrichtende Pfarrer sich auch politisch engagierte, hat sie allerdings beeindruckt. «Leute wie er machen sicher gute Sachen, setzen sich ein für Flüchtlinge und Obdachlose, trotzdem ist Kirche für mich nicht attraktiv.»
«Eingeschränkt und unfrei» würde sich Pina Scheidegger fühlen in einer christlichen Gruppe. «Ich behaupte nicht, die Kirche sei überflüssig, aber sie sollte sich mehr ins 21. Jahrhundert hineinentwickeln, sonst habe ich keinen Grund, dabei zu bleiben.»