Mit den ersten Beats lasse ich mich in diesen Song fallen wie in eine Landschaft aus weichen Kissen. «Mensch» von Herbert Grönemeyer ergreift mich, ob ich will oder nicht. Je älter ich werde, desto lieber höre ich dem Popstar zu, der nach dem Verlust seiner Frau und seines Bruders die altruistischen Fähigkeiten der Menschen beschwört.
«Der Mensch heisst Mensch, weil er irrt und weil er kämpft, weil er mitfühlt und vergibt, du fehlst», singt der Deutsche mit der charakteristischen gepressten Stimme. Die Zeilen sind, wie so oft bei Grönemeyer, in ihrer Vieldeutigkeit maximal anschlussfähig. Jede und jeder kann damit etwas anfangen. Der Song hüllt mich vier Minuten lang ein und lässt die Kostbarkeit des Lebens in meinen Knochen vibrieren.
Eine Überdosis vermeiden
Zugegeben: Das Lied ist pathetisch. Doch Text und Musik bewegen sich elegant an der Grenze zum Kitsch. Allerdings darf ich ihn nicht zu oft hintereinander anhören. Wenn ich nach dem zweiten Mal nicht stoppe, ertrage ich ihn schlagartig nicht mehr – ich höre dann plötzlich nur noch Phrasen statt Lebensweisheiten. Das möchte ich auf keinen Fall. Ich will weiterhin in «Mensch» versinken und die volle Wucht des Daseins spüren.