Schwerpunkt 27. November 2019, von Rita Gianelli

Die indischen Souvernirs passen in die Adventszeit

Kitsch

«Ich brachte auch jede Menge Plastikperlen, Brokat und klirrende Armreifen nach Hause», schreibt Rita Gianelli. Einmal im Jahr im passe das.

Seidenbrokat, Plastikperlen, klirrende Armreifen, Goldringe an Ohren, Nasen und Zehen. Im geflochtenen Haar duftende Jasminblüten. Die indische Frau schmückt sich buchstäblich von Kopf bis Fuss. Dagegen wirkt die Erscheinung der Männer ziemlich fad: Hemd, Hose oder Lunghi haben meist konservative Schwarz- oder Brauntöne. Aber auch sie lieben Schmuck, am Arbeitsplatz beispielsweise. Die Rikscha-, Tuktuk- und Lastwagenfahrer schmücken ihre Fahrzeuge mit Plastikgirlanden, Zierkissen, religiösem Zierrat. Selbst Elefanten werden geschminkt und wie Kinder mit Glöckchen an Fussgelenken versehen. Kitsch pur, dachte ich damals.

Vor 30 Jahren reiste ich das erste Mal nach Indien. Es war ein einziger Rausch der Eindrücke. Ich brachte nicht nur Musik von Ravi Shankar nach Hause, sondern jede Menge Plastikperlen, Brokat und klirrende Armreifen.

Mit Kitsch im abwertenden Sinn hat das, so sehe ich das heute, eigent­lich nichts zu tun. Wenn Inderinnen sich schmücken oder Inder ihre Werkzeuge oder Arbeitstiere verzieren, zeugt das vielmehr von der tief verankerten, seit Jahrtausenden zelebrierten Empfänglichkeit für Ästhetik. Die Schönheit der Dinge oder die Dinge zu verschönern, soll die Sinne der Menschen wecken. Und damit den Weg  zum Göttlichen ermöglichen.

Perlen und Brokat

Vor einiger Zeit fielen mir meine damaligen Mitbringsel in die Hände. Der Schmuck hat Patina angelegt. Aber die Perlen glitzern noch und auch das Brokat. Für den Alltagsgebrauch eignen sich die indischen Souvenirs leider nicht. Aber wenigstens einmal im Jahr passen die Messingschälchen und das Seidenbrokat hervorragend: an Weihnachten. Dann sind eben auch wir hier in besonderer Weise empfänglich für die Schönheit der Dinge.