«Bei meinen drei Kindern regte sich der Wunsch nach einem Haustier. Deshalb fragte ich eine Tierärztin, die mit mir in der Kantonalen Tierversuchskommission sitzt: ‹Was für ein Tier ist in einer Wohnung artgerecht zu halten?› Sie empfahl Mäuse – just jenes Versuchstier, das tausendfach wie Verbrauchsmaterial für den Fortschritt der Wissenschaft sterben muss. Wir haben uns Mäuse im Tierheim besorgt, einen Glaskasten angeschafft, gefüllt mit Spreu und Hölzern. Das Volumen übersteigt klar die vom Tierschutz vorgegebenen Richtlinien und bietet viel Platz für den Höhlenbau. Und wir haben uns die Regel gegeben: Die Mäuse sind keine Kuscheltiere und werden nicht in die Hand genommen.
Nicht im Mittelpunkt. Natürlich hätten Katze oder Hund mehr Begeisterung ausgelöst. Aber das lässt sich mit unserer Wohnsituation nicht unter einen Hut bringen, und das Tierwohl ist auch unseren Kindern wichtig. Wir essen in unserer Familie kein Fleisch; unser Ältester isst nicht einmal Gummibärli wegen der Gelatine darin.
Die Mäuschen leben mit uns, ohne im Mittelpunkt zu stehen. Aber wir fühlen uns verantwortlich, ihnen ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Von Tierärzten höre ich oft, dass manche Hundehalter schnell bereit sind, ihren Hund einschläfern zu lassen, wenn er nicht mehr ins Lebenskonzept passt. Und Wissenschaftler, die das Experimentieren mit Tieren verteidigen, sagen oft, bei der Haustierhaltung gehe es noch schlimmer zu als in den Forschungslaboren. Bei uns sicher nicht.»