Die Vorstellung, dass im arabischen Kulturkreis vor allem Kaffee getrunken wird, ist falsch: Schwarztee, oft gewürzt und stark gesüsst, ist mindestens ebenso beliebt. So servierte mein in der Schweiz lebender Gesprächspartner aus Syrien, den ich für eine Tageszeitung interviewen wollte, bei sich zu Hause Tee in sehr kleinen Gläschen. Sie waren so klein, dass ich sie zuerst für Schnapsgläser hielt.
Mein Gastgeber lachte. «Nein, das sind Teegläser, wie sie im Nahen Osten allgemein benützt werden. Sie sind nicht sehr hitzefest, deshalb muss man die heisse Flüssigkeit langsam einfüllen, damit sie nicht zerspringen.» Was trotz aller Vorsicht immer wieder vorkomme.
Tee, Brot, Öl, Kräuter
Deshalb halte seine Frau einen grossen Vorrat an Gläschen, die sie jeweils von den Reisen in die alte Heimat mitbringe. Er deutete auf ein Salontischchen neben dem Esstisch, das vollgestellt war mit kleinen, in Goldfarbe verzierten Gläschen, die sich nur gering in Form und Grösse unterschieden.
Zum Tee assen wir Weissbrot, das wir in Olivenöl tunkten und mit Saatar, einem speziellen Kräuterpulver, würzten. Mein Gastgeber erzählte mir, dass er sich bei Tee, Brot und Öl immer an seine Kindheit erinnert fühle, denn das sei seinerzeit das typische Morgenessen gewesen, stärkend und belebend. «Zum Saatar entfaltet der Tee sein Aroma besonders gut», erklärte er.
