Wie ein Geschenk für Bargeld zum Münzstreuer wurde

Vor Jahren schenkte ich meinem Mann ein neues Portemonnaie. Klein und schlank sollte es sein, mit Platz für Münzen, Noten und Kreditkarten. Das perfekte Exemplar fanden wir dann in einem Fair-Trade-Laden in Konstanz. 

Es passt zu meinem Mann wie angegossen, wenn man das bei einem Portemonnaie sagen kann. Geschmeidig gleitet es in seine Hosentasche und wieder hervor und durch seine Hände. Sein anthrazitfarbenes mattes Leder entspricht meinem Gemahl in seiner Unscheinbarkeit und Natürlichkeit. Und dass es fair produziert wurde steigert seine Wertschätzung. 

Es wird wahrhaftig geliebt, und diese Liebe hat sich im Leder manifestiert. Einige exponierte Stellen sind vom Gebrauch unterdessen glattpoliert, und das ganze Portemonnaie hat seine Form seinem Inhalt und auch seinem Aufbewahrungsort mit der Zeit angepasst. So wie das Leder eben tut, wenn es über die Jahre seine charakteristische und gesuchte Patina entwickelt. 

Das Portemonnaie ist nach all der Zeit aber noch voll in Schuss, doch es hatte schon immer ein Problem: Das Münzfach ist schlecht konstruiert. Ständig rutschen Münzen heraus. 

Und so sät mein Mann, seit er dieses Portemonnaie besitzt immer ein bisschen Geld. Überall dort, wo er sein Portemonnaie in unserer Wohnung ablegt, findet man auch immer wieder «Füfi», «Zähni», «Zwänzgi» und «Füfzgi» (die grossen Münzen bleiben drin). 

Und bei so vielen, wie ich davon bei uns zuhause immer wieder finde, frage ich mich, wie viele Menschen mein Mann schon im ÖV, im Migros oder beim Kebab-Stand mit einem kleinen Geldfund glücklich gemacht hat. Und wieviel das Ganze wohl zusammengerechnet an Geldwert ergibt. 

Was ich hingegen mit Sicherheit sagen kann: Zumindest in der Wohnung wächst Geld nicht, wenn man es aussät.