300 Seiten Leidenschaft, Kreativität und Scharfsinnigkeit

Advent 2025

Den Oltener Franz Hohler wählte Redaktor Marius Schären in der 6. Klasse für einen Vortrag zum Thema «Mein Vorbild». Ein abgenutztes Buch ist Symbol dafür.

«Das Kabarett-Buch» von Franz Hohler kam 1987 heraus. Mein Exemplar ist abgegriffen und fällt auseinander; anhand der besitzmarkierenden Schrift meines Namens schätze ich mein damaliges Alter auf etwa 14, was 1988 gewesen wäre. Doch wann genau ich das Buch geschenkt bekam, weiss ich nicht mehr.

Genau hingegen weiss ich, wie der aus Olten stammende, bärtige Mann im Alter meiner Eltern meine Gedankenwelt und mein Engagement mitprägte. In der sechsten Klasse, zwölfjährig war ich, mussten wir einen Vortrag halten zum Thema «Mein Vorbild». Ich wählte Franz Hohler.

Adventskalender 2025: Unsere liebsten Dinge

Wir alle haben das wohl: Dinge mit Geschichte und Geschichten. 

Gegenstände, die einem ganz persönlich wichtig und wertvoll sind, auch ohne materiellen Wert. Und zu denen wir lustige, spannende, herzerwärmende, nachdenklich stimmende Geschichten erzählen können.

Solche Lieblinge präsentiert die Redaktion von «reformiert.» in diesem Dezember. Jeden Tag bis Heiligabend finden Sie die Beiträge hier auf der Website und auf Instagram.

Entscheidend dafür waren in meiner Erinnerung weniger seine Geschichten und Auftritte für Kinder, das Buch «Tschipo» zum Beispiel oder die Fernsehreihe «Franz und René». Vielmehr waren es sein Job als Kabarettist mit klarer politischer Haltung und grundsätzlich seine fantasievolle Umsetzung von Sprache ganz allgemein.

Besonders mitgespielt hat sicher Hohlers Programm «Der Flug nach Milano». Ich wuchs in Münsingen auf, und im Nachbardorf Rubigen lag der Kulturmagnet Mühle Hunziken. Hohler beschreibt im Kabarettbuch eigens seinen Auftritt mit dem Programm (Premiere 1985 in Baden) in der Mühle Hunziken. Denn Peter «Mühli-Pesche» Burkhart, der damalige legendäre Leiter des Spielortes, liess unter anderem eine fast mehr als real-grosse Verkehrsflugzeugnase aus einer Aussenwand des Gebäudes und einen riesigen Flügel samt Triebwerk und Blinklicht aus einer anderen herausragend bauen. Ganze sechs Wochen dauerte das Gastspiel Hohlers dort. Insgesamt führte er das Programm gemäss Buch 159 Mal auf.

Beim Vortrag mit zwölf Jahren begann ich endlich Berndeutsch zu sprechen – denn bis dahin hatte ich trotz bernischem Umfeld immer noch selbst in der Schule am Ostschweizer Konglomerat meiner Eltern aus Schaffhausen und St. Gallen festgehalten.

Zudem wurde es vom Schweizer Radio aufgezeichnet und gesendet, und die Kassettenaufnahme davon hörte ich in meinen Buben- und Teeniejahren x-mal an, bis ich sie fast auswendig konnte. Schon zuvor, eben beim Vortrag mit zwölf Jahren, begann ich endlich Berndeutsch zu sprechen – denn bis dahin hatte ich trotz bernischem Umfeld immer noch selbst in der Schule am Ostschweizer Konglomerat meiner Eltern aus Schaffhausen und St. Gallen festgehalten.

Im Vortrag las ich aber nicht das wohl bekannteste Stück Hohlers vor, das «bärndütsche Gschichtli» – sondern die fantasie-rätoromanische «Übersetzung» davon.

Was ich heute aber noch wirklich auswendig kann und nach wie vor gerne dann und wann erzähle, beginnt halt schon so: «Gäuit, we mer da grad e so schön binanger sitze …». Spannend ist dabei, dass mein jetzt grad neunjähriger Sohn ebenfalls dermassen fasziniert davon ist, dass er es bereits «erzelle» kann … 

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