Wer will, dass im Todesfall seine Organe anderen Menschen zur Verfügung stehen, handelt menschenfreundlich. Dennoch möchte ich meine Organe nicht spenden. Mein Unbehagen ist stärker als jede nüchterne Betrachtung. Ich existiere, weil mich eine geheimnisvolle Kraft zum Leben erweckt und mit allem Notwendigen ausgestattet hat. Dazu gehören insbesondere auch meine Organe. Sie sind mit mir geworden und gewachsen, sind Sitz meines biologischen Lebens, meiner leiblichen Biografie. Diese stofflichen Innereien stehen für mich in engem Zusammenhang mit meinem seelischen Innern. Mit der Vorstellung, nach meinem Tod ausgeweidet zu werden, könnte ich nicht leben. Ob ich selber ein Spenderorgan annehmen würde, wenn ich es nötig hätte? Ich hoffe, darauf nie antworten zu müssen. Dank der 3D-Drucktechnologie wird man vielleicht schon bald einmal massgeschneiderte Ersatzorgane herstellen können.
Meinung 27. Juni 2017, von Hans Herrmann
Ich spende meine Organe nicht
Contra
«reformiert.»-Redaktor Hans Hermann über sein Unbehagen und die Vorstellung, nach dem Tod ausgeweidet zu werden.