Regeln fürs Heiraten im Haus der Religionen werden angepasst

Haus der Religionen

Der Vorstand des Haus der Religionen in Bern greift durch: Er reicht Strafanzeige gegen Unbekannt ein, weil in der Moschee Zwangsheiraten stattgefunden haben sollen.

Der Vorstand des Haus der Religionen (HdR) in Bern hat diese Woche verschiedene Massnahmen getroffen, um sicherzustellen, dass allen im Haus ansässigen Religionsgemeinschaften das Primat der Zivilehe klar ist. Das heisst: Bevor im Haus der Religionen eine religiöse Zeremonie zur Eheschliessung durchgeführt werden darf, müssen die Verantwortlichen klären, ob das Paar zuvor zivilrechtlich getraut worden ist. Damit reagiert der Vorstand darauf, dass offenbar in der Moschee auch Paare verheiratet wurden, bei denen der Imam nicht überprüft hatte, ob es zuvor eine zivile Trauung gab.

Noch gravierender waren rund ein halbes Dutzend religiöse Zeremonien, welche Zwangsheiraten gewesen sein sollen (wir berichteten). Darauf reagiert der Vorstand des HdR nun mit juristischen Schritten, wie er in einer Medienmitteilung schreibt. Er wird bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstatten.

Verhaltenskodex für alle

Die Regeln für die Religionsgemeinschaften, die im Haus am Europaplatz Räume mieten, sind in einem sogenannten «Code of conduct», einem Verhaltenskodex, festgehalten worden. Der Vorstand hat diesen als Ergänzung zu den bestehenden Mietverträgen verabschiedet. Der Verhaltenskodex enthält klare Regelungen im Umgang mit dem Primat der Zivilehe, zu religiösen Eheschliessungen allgemein und insbesondere zum Verhalten, falls ein Verdacht auf Zwangsheirat besteht. Der «Code of conduct» ist ab sofort auch auf der Webseite des Haus der Religionen aufgeschaltet.

Wir distanzieren uns von jeglicher Form von Zwangsverheiratungen
Vorstand Haus der Religionen

«Wir führen das Haus der Religionen mit allen gewaltfreien, den Menschenrechten und der Menschenwürde verpflichteten Gruppen», betont der Vorstand in seiner Medienmitteilung. Im Haus der Religionen setze man sich engagiert gegen Gewalt in allen Formen ein. «Wir distanzieren uns deshalb von jeglicher Form von Zwangsverheiratungen.» Weiter wollte im Moment niemand Stellung zum laufenden Verfahren nehmen. Man müsse nun abwarten, was die Klärung der noch offenen Fragen nach der missbräuchlichen Nutzung der Moschee ergebe.