Berner Imam zieht Konsequenzen

Haus der Religionen

Der Berner Imam Mustafa Memeti tritt zurück. Er übernimmt damit die Verantwortung für die Zwangsheiraten, die im Haus der Religionen stattgefunden haben.

Lange Zeit galt der muslimische Verein Bern mit seinem Imam Mustafa Memeti als Vorzeigebeispiel. Memeti wurde oft angefragt, wenn es darum ging, einen modernen und offenen Islam in der Schweiz zu propagieren.

Nun aber hat Mustafa Memeti seinen Rücktritt auf Ende April angekündigt. Er tut dies, weil es in der Moschee im Haus der Religionen zu rund einem halben Dutzend Zwangsheiraten gekommen ist. Der muslimische Verein, Hausherr der Moschee, will von den illegalen Vorfällen nichts mitbekommen haben. Eine unbekannte, externe Person habe die Moschee für die Zwangsheiraten missbraucht, sagt der Verein. Publik gemacht hatte die Vorkommnisse Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) im vergangenen November.

Die Moschee im Haus der Religionen ist keine Hinterhof-Moschee, sondern ein Ort, an dem die Öffentlichkeit hinschauen muss.
Mustafa Memeti

Seinen Rücktritt kündigte Memeti in einer Medienmitteilung an. Er wolle damit seine Verantwortung für die Vorfälle in der Berner Moschee übernehmen, sagt er. «Denn die Moschee im Haus der Religionen ist keine Hinterhof-Moschee, sondern eine wichtige muslimische Institution und ein Ort, an dem die Öffentlichkeit hinschauen kann und muss.»

Für die Etablierung eines schweizerischen Islam braucht es muslimische Gemeinschaften, die sich öffentlich verantworten.
Mustafa Memeti

Er setze sich seit über 30 Jahren als Imam «für eine moderne und innovative Lesung islamischer Texte und einen schweizerischen Islam» ein, betont Memeti weiter. Als Imam des muslimischen Vereins, der Trägerschaft der Moschee im Haus der Religionen, habe er sich zudem stets für den interreligiösen Dialog engagiert.

«Abscheuliches Verbrechen»

Die Zwangsheiraten bezeichnet Memeti als «abscheuliches und grosses Verbrechen». Es sei wichtig, dass die Vorfälle publik geworden seien. «Für die Etablierung eines schweizerischen Islam braucht es muslimische Gesellschaften, die sich öffentlich verantworten und nicht in Parallelwelten zurückziehen,» sagt Mustafa Memeti. In diesem Sinne erhoffe er sich von seinem Rücktritt Signalwirkung.

Bereits im Dezember hatte der Vorstand des Haus der Religionen Konsequenzen aus den Vorfällen gezogen und erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Auch die Vorstandsmitglieder gehen davon aus, dass eine fremde Person die Moschee für die Zwangsheiraten missbrauchte. Ausserdem setzte der Vorstand Verhaltensrichtlinien in Kraft, die für alle im Haus ansässigen Glaubensgemeinschaften verpflichtend sind. So müssen alle Mieter der Räumlichkeiten künftig besser überprüfen, wer die Räume nutzt und ob etwa für religiöse Hochzeitszeremonien die Bestätigung einer zivilen Trauung vorliegt.