Insbesondere bei
ihrer Arbeit für eine Menschenrechtsorganisation sieht Büsser zu oft
Beispiele, bei denen sogenannt westliche Staaten oder Firmen die Rechte
indigener Gemeinschaften verletzen, etwa das Recht auf eine unversehrte
Umwelt, auf Land und auf Nahrung.
Alle voneinander abhängig
Die eine indigene Lebensform gebe es nicht, und die Kollektive kämen auch
immer mehr mit westlichen Werten in Kontakt. Trotzdem hält Büsser fest:
«Innerhalb traditioneller und indigener Gemeinschaften sind die
Lebensbedingungen, die wirtschaftliche Situation und der Besitz von
Gütern stärker von der Gleichheit geprägt als in unseren westlichen
Gesellschaften.»
Vielleicht sei es eher
die Ungleichheit in einer Gesellschaft, die das Ausmass des moralischen
und ethischen Handelns bestimme, sagt Büsser. Somit wäre nicht der im
Prolog zum Hiobbuch vom Satan angeführte Wohlstand Ursache dafür, dass
jemand sein Leben «schuldlos und aufrecht» (Hiob 1,8) gestaltet, sondern es gäbe andere Kräfte, die den moralischen Kompass ausrichten.
«Lernen können alle voneinander», sagt die Sozialanthropologin Julia Büsser.
Menschenrechte und individuelle Entwicklung einerseits und die
ganzheitliche Weltanschauung anderseits, die viele indigene
Gemeinschaften pflegten, hätten ihre Berechtigung. «Um die grössten
Krisen zu bewältigen, werden die Menschen sich wieder vermehrt an der
Erkenntnis ausrichten müssen, dass sie voneinander und von der Umwelt
abhängen.»