Im Alten Testament gibt es mehrere Gestalten, die das im Neuen Testament geschilderte Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu in symbolischer Analogie vorwegzunehmen scheinen. Etwa Josef, der Sohn Jakobs, von seinen neidischen Brüdern in einen Brunnen geworfen, von Händlern gerettet, als Sklave nach Ägypten verkauft und dort aufgestiegen zum Vizekönig.
Und da ist Isaak, von seinem Vater Abraham als Schlachtopfer bestimmt, im letzten Moment von Gott gerettet und später zu einem der Stammväter des jüdischen Volkes geworden. Oder der Prophet Jona, von einem Wal verschluckt und wieder ausgespuckt, um die Botschaft Gottes zu verkünden.
Flehen zum stummen Gott
Hiob hingegen, der doch in ganz besonderem Mass auch ein Opfer ist, fügt sich in diese Reihe nicht so recht ein. Denn das Buch Hiob ist nicht organisch eingebunden in die Geschichte des Volkes Israel, die christlich als Heilsgeschichte interpretiert wird, gipfelnd im Tod Jesu am Kreuz und seiner Auferstehung von den Toten an Ostern. Vielmehr wirkt Hiob ein bisschen fremd, ein konstruiertes Lehrstück, eine märchenhafte Novelle ohne Anbindung an jene biblischen Erzählungen, die auch historisch gelesen sein wollen. Das Hiobbuch wird deshalb der Weisheitsliteratur zugeordnet.