Sprechen wir zuerst vom Unsinn des Leidens. Gibt es Leiden, das Sie einfach nur sinnlos finden?
Simon Peng-Keller: Ja, es gibt furchtbare Einzelschicksale und auch kollektives Leid, die mich tieftraurig und zornig machen. Was zurzeit etwa in der Ukraine passiert, dieses immense von Menschen verursachte Leid, ist schwer auszuhalten. Und ich kann ihm tatsächlich keinerlei Sinn abgewinnen.
Wie gehen Sie mit Gefühlen der Ohnmacht um?
Ich gehe einerseits ins Gebet und verbinde mich damit innerlich mit den Menschen, die Leidvolles durchleben, und segne sie. Und andererseits suche ich nach Möglichkeiten, etwas zur Verminderung des Leidens beizutragen.
Was tun Sie als Seelsorger, wenn Sie jemanden in der dunkelsten Nacht des Leidens antreffen?
Man sollte zunächst den Fehler der Freunde Hiobs vermeiden, das Leid zu relativieren und zu erklären. Hilfreich ist meist, präsent zu sein, dem Schmerz nicht auszuweichen. Das Wertvollste, was Seelsorgende, aber auch jeder und jede von uns zu leisten vermag, ist mitaushalten. Und manchmal können wir auch zur Klage ermutigen.