Hiob hat Schmerzen. Geschwüre plagen ihn. Er leidet unter seiner Trauer, der Angst und Wut. Alles, was ihm lieb und teuer war, ist weg: Reichtum, Familie, Gesundheit.
Seine Freunde lassen sich vom tragischen Schicksal berühren. Sie besuchen Hiob, um mit ihm zu klagen, ihn zu trösten. Sie halten die Situation aus, ohne sie verstehen oder analysieren zu wollen: «Und sie setzten sich zu ihm auf die Erde, sieben Tage und sieben Nächte, und keiner sagte ein Wort zu ihm, denn sie sahen, dass der Schmerz sehr gross war» (Hiob 2,13).
Die Klage unterbrechen
«Die drei Freunde nehmen Hiobs Schmerz ernst und werden Zeugen seines Leidens», sagt der Psychoanalytiker Daniel Barth. Das sogenannte Witnessing, das Zeugesein, sei ein wichtiger Teil bei der Arbeit mit traumatisierten Menschen. Es lässt die Betroffenen ganz bei sich und ihren Gefühlen ankommen.
«Traumatisierte brauchen jemanden, der einfach nur da ist und bestätigt: ‹Ich sehe, wie schlimm es für dich ist.› Das kann sehr heilsam sein.» In dieser Funktion sind die Freunde wichtig. «Hiob wäre nicht Hiob ohne seine Freunde», sagt Barth. Er brauche sie, um sich über seinen Zustand klar zu werden und seine Position zu finden.