Recherche 06. Februar 2019, von Nicola Mohler

Ja-Wort ohne Pfarrer

Gesellschaft

Während die Anzahl ziviler Trauungen pro Jahr stabil bleibt, heiraten immer weniger kirchlich. Auf Rituale wollen Schweizerinnen und Schweizer nicht verzichten.

Mit rund 40'000 Trauungen pro Jahr bleibt die Zahl ziviler Eheschliessungen in der Schweiz seit 1960 relativ stabil. Anders sieht es aus mit kirchlichen Hochzeiten: Die sind seit Jahren rückläufig. Das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut in St. Gallen zählte 1960 noch 16000 Paare, die sich reformiert trauen liessen. 2017 waren es noch 3287.

Kirchen und Ritualbegleiter präsent

Da aber viele Heiratswillige nicht auf Rituale verzichten wollen, engagieren sie freie Ritualbegleiter und geben sich das Ja-Wort statt in der Kirche unter freiem Himmel. Die Konkurrenz der freie Ritualbegleiter sei gross, sagt Karin Freiburghaus von den reformierten Landeskirchen Bern-Jura-Solothurn. Zum 19. Mal war die reformierte Berner Landeskirche zusammen mit den beiden anderen Berner Landeskirchen an der Hochzeits- und Festmesse «Mari Natal» präsent, die Ende Januar in Bern stattgefunden hat.

Freiburghaus zieht eine positive Bilanz: «Die Besucherinnen und Besucher reagieren positiv auf die Präsenz der Kirchen an der Messe.» Die meisten, die den Stand aufsuchten, hatten ihre Hochzeit bereits mit allen Details organisiert. Etwa die Hälfte der Besucherinnen und Besucher der Messe würden weiterhin kirchlich heiraten.

Nicht erreichbar

Personen aber, die sich nicht für Kirche interessieren, suchen den Stand der Berner Landeskirchen nicht auf. Davon ist Freiburghaus überzeugt. Neben dem Stand der Berner Landeskirchen boten vier weitere Stände ihr Angebot zu Hochzeitszeremonien an. Freiburghaus kennt die Konkurrenz der freien Ritualbegleiter. «Viele Menschen sind sich aber nicht bewusst, was eine Hochzeit mit freien Ritualbegleitern kostet», sagt Freiburghaus.