Gesellschaft 28. November 2024, von Cornelia Krause

Das Heks muss über 60 Stellen streichen

Asylwesen

Weil das Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz einen Auftrag des Bundes verloren hat, kommt es zu Entlassungen. Viele Mitarbeitende wechseln zur Konkurrenz. 

Beim Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Heks) verlieren 65 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Stelle. Betroffen ist der Rechtsschutz im Bundesasylzentrum Nordwestschweiz im Bereich Inland. Der Stellenabbau ist die unerwartete Konsequenz davon, dass das Heks ein langjähriges Mandat des Staatssekretariats für Migration (SEM) zur Rechtsvertretung von Asylsuchenden verloren hat. 

Der Verlust des Auftrags wurde im Juli bekannt, nun zeigen sich die Auswirkungen. Bis Ende November würden bis zu 41 Kündigungen ausgesprochen, sagte Heks-Mediensprecher Dieter Wüthrich auf Nachfrage. Weitere würden folgen, unter anderem für Mitarbeitende mit kürzeren Kündigungsfristen. Das Mandat des SEM läuft Ende Februar 2025 aus, bis dahin bleiben sämtliche Arbeitsverhältnisse bestehen. Ein kleines Team soll auch darüber hinaus beschäftigt bleiben, um pendente Fälle abzuschliessen. 

Millionenschweres Mandat

Das Hilfswerk ist im Bereich Beratung von Asylsuchenden ein wichtiger Akteur: Es betreibt in zahlreichen Regionen Beratungsstellen für Menschen im erweiterten Asylverfahren. In den Regionen Ostschweiz und Nordwestschweiz – zwei von sechs Asylregionen – übernahm es im Auftrag des Bundes 2019 zusätzlich die Rechtsvertretung von asylsuchenden Personen in den Bundesasylzentren. Dabei ging es um millionenschwere Aufträge, rund 7 Millionen Franken erhielt das Heks im Jahr 2023 vom Bund für die Region Nordwestschweiz und 7,4 Millionen für das Mandat in der Ostschweiz. Der Gesamtertrag für die Inlandsarbeit des Heks belief sich 2023 auf rund 47 Millionen Franken.

 
Im Sommer wurden die Mandate für die kommenden Jahre neu vergeben. Während das Mandat in der Ostschweiz wieder ans Heks ging,  erhielten jenes für die Nordwestschweiz überraschenderweise die Berner Rechtsberatungsstelle für Menschen in Not (RBS) und das Schweizerische Arbeiterhilfswerk (SAH). Sie sind bereits in Bern und Zürich tätig und damit künftig für drei Asylregionen zuständig. Das SEM begründete den Entscheid gegenüber «reformiert.» damit, dass das Konzept der Bietergemeinschaft RBS/SAH überzeugt habe. 

Neue Jobs bei Konkurrenz

Dem Verlust des Auftrags gingen allerdings Probleme voraus, mit denen das Heks im Sommer 2023 in die Schlagzeilen geraten war. Ein starker Anstieg der Fallzahlen und ein akuter Personalmangel in der Region Nordwestschweiz hatten dazu geführt, dass die Mitarbeitenden über 400 Asylsuchende zu Gesprächen mit den Behörden nicht mehr begleitet hatten. Das Heks leitete eine interne Untersuchung ein und ergriff Massnahmen. Daraufhin half temporär auch die RBS, die Zahl an Fällen zu bewältigen. 

Einen Zusammenhang zwischen den damaligen Problemen und dem Verlust des Mandats sieht das Hilfswerk nicht. Die im Lauf von 2023 manifest gewordenen Probleme, insbesondere die personellen Engpässe, seien Anfang 2024 behoben gewesen, sagt Heks-Sprecher Wüthrich. «Seither ist und bleibt der Rechtsschutz im Bundesasylzentrum Nordwestschweiz wieder vollumfänglich gewährleistet.» 


Für die vom Abbau betroffenen Mitarbeitenden besteht ein Sozialplan. Er sieht unter anderem vor, interne Anschlusslösungen zu suchen. Das ist Wüthrich zufolge bei fünf Personen gelungen, weitere fünf hätten eine solche in Aussicht. Auch werden zahlreiche Mitarbeitende zur RBS wechseln. Laut Dominique Weltli, Geschäftsführer der RBS,  werden nach derzeitigem Stand fast 30 Heks-Mitarbeitende für die RBS arbeiten. Die Bewerbungen vonseiten Heks-Personal sollen prioritär behandelt werden. 

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