Holcim sieht sich auf dem richtigen Weg

Wirtschaft

Der Klimaschutz habe in der Firmenstrategie «oberste Priorität», sagt Holcim. Am Baustoff Beton will das Unternehmen festhalten. Denn er sei erschwinglich und wiederverwertbar.

Der Zementhersteller Holcim sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, zu wenig zu tun, um die klimaschädlichen Emissionen zu senken. Das Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Heks), das European Center for Constitutional and Human Rights und die indonesische Umweltorganisation Walhi unterstützen zwei Frauen und zwei Männer von der indonesischen Insel Pari dabei, Holcim für mitverursachte Folgen des globalen Klimawandels zu verklagen.

Auf dem Absenkpfad

Ein Schlichtungsverfahren zwischen den Klägern und Holcim ist ergebnislos geblieben. Nun kommt es in der Schweiz zum ersten ordentlichen Zivilverfahren, in dem sich ein Konzern für Schäden verantworten soll, die durch den Klimawandel entstanden sind.

Auf Anfrage von «reformiert.» wehrt sich Holcim gegen die Vorwürfe der Kläger. «Der Klimaschutz hat höchste Priorität und steht im Mittelpunkt unserer Strategie», sagt Sprecherin Anne Schlatter.

Vor drei Jahren unterzeichnete das Unternehmen die «Business Ambition for 1,5 °C»: Gemeinsam mit der Science Based Targets Initiative (SBTI), die Firmen dabei unterstützen will, die Ziele des Klima-Übereinkommens von Paris zu erreichen, wurde ein Fahrplan festgelegt und die Klimaziele auf das 1,5-Grad-Szenario ausgerichtet. Das angestrebte Netto-null-Ziel soll bis 2050 erreicht werden. 

Auf den Kreislauf setzen

Im Bericht «Umweltziele 2030» erläutert Holcim seine Strategie. Im Fokus stehen die Kreislaufwirtschaft wie etwa bei der Sanierung des Arosertunnels der Rhätischen Bahn: Abbruchmaterial wurde im Zementwerk Untervaz zu neuem Zement verarbeitet und im Arosertunnel verbaut. Eine weitere Massnahme ist die CO₂-Reduktion bei der Zement- und Betonproduktion: Die Menge CO₂ soll bis 2030 um rund ein Drittel niedriger sein.

In der Logistik soll der Transport auf der Schiene und mit elektrischen Fahrzeugen den Ausstoss senken. Laut eigenen Angaben verwendet Holcim an allen Standorten erneuerbare elektrische Energie. Verstärkt will man auf die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO₂ setzen, eine teure Technologie, zu der seit Jahren geforscht wird, deren Nachhaltigkeit aber nicht über alle Zweifel erhaben ist.

Nachhaltiger Beton

Auf alternative Baustoffe zu setzen, ist für Holcim jedoch keine Option. «Beton ist erschwinglich, vielseitig, isolierend, überall erhältlich und unendlich recycelbar», erklärt Schlatter.

Dank der Schweizer Baunormen sei es gelungen, einen weltweiten Zement auf den Markt zu bringen, der zu einem Fünftel aus wiederverwerteten Abbruchmaterialien bestehe. Holcim arbeitet derzeit an der Markteinführung im gesamten europäischen Raum.

Warten auf das Urteil

Holcim betont, man verfolge einen strengen und wissenschaftlich fundierten Ansatz. Das Unternehmen arbeite zudem mit Partnern aus der gesamten Wertschöpfungskette zusammen, um diesen Prozess zu beschleunigen, sagt Anne Schlatter.

Bis ein letztinstanzliches Urteil fällt, dürfte es dauern. Das Begehren, mit dem die Klimaseniorinnen Schweiz Ende 2016 an den Bundesrat und mehrere Bundesämter gelangten, behandelt der Europäische Gerichtshof in Strassburg im März.

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