«Wenn ich einmal reich wär», singt Tevje, der Milchmann, mit gemütvollem Bariton in «Anatevka». Das 1964 in New York uraufgeführte Werk gehört bis heute zu den weltweit am meisten aufgeführten Musicals, und das Lied vom reichen Mann hat sich als Evergreen in ungezählten Ohren eingenistet.
Die Handlung nach einem Roman von Scholem Alejchem erzählt von einer jüdischen Gemeinschaft um 1905 im fiktiven Ort Anatevka. Der Ort liegt in der Ukraine beziehungsweise in jenem Teil, der unter der Herrschaft des Zaren von Russland steht. Andere Teile des Landes gehören zu jener Zeit zur Monarchie Österreich-Ungarn. Und die Menschen, die in Anatevka leben, sind weder Russen noch Ukrainer, sondern polnische Juden.
Wechselvolle Geschichte
So ist «Anatevka», auch bekannt als «Der Fiedler auf dem Dach», ganz nebenbei eine Geschichts- und Kulturlektion über ein Land mit einer komplexen Vergangenheit und einem einstmals blühenden jüdischen Kulturleben. Dieses erreichte seinen Höhepunkt in der Mitte des 19. Jahrhunderts, geriet schon im zaristischen Russland unter Druck und fand mit dem Zweiten Weltkrieg definitiv ein brutales Ende.