Genau genommen ist die Geschichte grauenvoll und nur für starke Nerven. Im Ton eines Weihnachtsgedichts erzählt Loriot wie eine Förstersfrau am Nikolausabend ihren Mann im Forsthaus erschießt. Den Plan dazu hatte sie gefasst, als er sie beim Reinigen des Hauses störte. Nach der Tötung bricht sie den Mann «nach Waidmanns Sitte» auf. Ein Stück Filet behält sie als Festtagsbraten für sich zurück, packt den Rest in sechs Pakete und wickelt sie in Geschenkpapier ein. Die Geschenke gibt Knecht Ruprecht weiter, der auf einem Hirsch angeritten kommt, um Gaben für Bedürftige zu sammeln.
Was wie ein kindgerechtes Weihnachtsgedicht daherkommt, wie etwa «Knecht Ruprecht» von Theodor Storm, beschreibt nichts als den kaltblütigen Mord einer Ehefrau an ihrem Ehemann. Die Komik entsteht durch den Kontrast zwischen der effektiven Handlung auf der einen, und der weihnächtlichen Stimmung und der feierlichen Sprache auf der anderen. Das ist schwarzer Humor in Reinkultur, der schonungslos aufdeckt, wie eng Liebe und Hass, Fürsorge und Gewalt beieinander liegen können.