Ikonen sind Heiligenbilder der orthodoxen Kirche. Sie werden auf Holz gemalt und haben oft einen goldenen Hintergrund, der für das Göttliche steht. Auf der hier gezeigten Ikone ist der Evangelist Matthäus zu sehen. Ein Engel sitzt ihm auf der Schulter und flüstert ihm das Wort Gottes ein: ein geflügelter Coach sozusagen, der dafür sorgt, dass die Motivation und Spannkraft des Autors nicht nachlässt.
In seinem Evangelium erzählt Matthäus unter anderem auch die Weihnachtsgeschichte. Sie ist weniger bekannt als die seines Evangelisten-Kollegen Lukas, aber immerhin: Auch sie wird an Weihnachten in der Kirche oft vorgelesen.
Anders als Lukas, bei dem das dramaturgische Schwergewicht der Weihnachtserzählung bei den Hirten auf dem Feld liegt, berichtet Matthäus von den Weisen aus dem Morgenland und ihrem Besuch beim Jesuskind im Stall.
Gläubige Gäste aus Rumänien
Besagte Ikone ist relativ neu. An einer Gewerbeausstellung in Langnau vor sieben Jahren präsentierte eine Delegation von Nonnen aus einem rumänischen Kloster ihr Leben und Schaffen, denn Langnau im Emmental ist seit Längerem befreundet mit einer Gemeinde in Rumänien. Auch im Kloster hergestellte Ikonen wurden an der Gewerbeschau zum Kauf angeboten, zu einem mehr als fairen Preis.
Schwester Daniela, die Ikonenmalerin, bedankte sich mit mehreren Verbeugungen dafür, dass ich ihr beziehungsweise dem Kloster das Matthäus-Bildnis abkaufte. Sie besiegelte das Geschäft mit einer kostenlosen Dreingabe in Form einer kleinen Plastik-Ikone, die sich wie eine Kreditkarte im Portemonnaie aufbewahren lässt. Ich trage diese «heilige Kreditkarte» mit Georg, dem Drachentöter, seither immer auf mir. Sie hat bereits ein paar Risse bekommen.