Spezial 04. Dezember 2020, von Nicola Mohler

Einen alten Brauch weiterführen: der Barbarazweig

Adventskalender 4

Am 4. Dezember geschnitten, mit genügend Wasser und Stubenwärme versorgt, kommt der Zweig zum Blühen und steht für neue Lebenshoffnung und die Erfüllung menschlicher Sehnsüchte.

Wer am 4. Dezember einen Kirschbaumzweig schneidet und diesen in der warmen Stube ins Wasser stellt, wird an Heiligabend sein blühendes Wunder erleben: sich öffnende Knospen. 

Dieser Brauchtum geht gemäss dem Autor Fritz von Gunten auf die Gefangenschaft der heiligen Barbara zurück: Der Vater von Barbarba war sehr eifersüchtig. Aus diesem Grund sperrte er seine Tochter während seinen Reisen in einen Turm. Seine Tochter, der Vater war Heide, freundete sich mit der christlichen Religion an und liess sich taufen – und das in der Zeit der Christenverfolgung.

Gemäss der Legende der heiligen Barbara realisierte der Vater bei der Rückkehr von einer Reise, dass der Turm neu drei statt zwei Fenster hatte. Die dort eingesperrte Barbara erklärte ihm das neue Fenster mit ihrer Konversion zum Christentum: die drei Fenster stünden für die heilige Dreifaltigkeit. 

Der Vater wurde wütend, verklagte seine Tochter und liess sie verurteilen. Barbara wurde gefangengenommen und starb für ihren Glauben. Nach ihrem Tod wurde der Vater unmittelbar durch einen Blitz erschlagen, schreibt Fritz von Gunten im Buch «O du frühliche – Prosit Neujahr!».

Der bis heute gelebte Brauch vom 4. Dezember mit dem Kirchbaumzweig soll auf Barbaras Gefangenschaft zurückgehen, so schreibt von Gunten weiter. «Auf dem Weg in ihr Verliess soll sich ein Kirschzweig in ihrem Kleid verfangen haben. Sie stellte ihn in einen Becher mit Wasser. Am Tag, an dem Barbara zum Tode verurteilt wurde, am 4. Dezember, soll der Zweig geblüht haben.»

Die heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Gefangenen, der Glöckner und der Bergleute, die am 4. Dezember jeweils mit einem Licht in den Bergstollen ihrer Heiligen gedenken. 

Buchhinweis

«O du fröhliche – Prosit Neujahr: Brauchtumsvielfalt in der Winterkulturlandschaft Schweiz»: Fritz von Gunten 2009.

Der «reformiert.»-Adventskalender 2020

Anregendes, Schönes und Überraschendes finden Sie im diesjährigen Adventskalender. In der Dezember-Ausgabe der Zeitung erscheint auf einer Seite eine handverlesene Auswahl von kleinen Appetitmachern in Text und Bild – für jeden Tag im Dezember bis zu Weihnachten. Diese Häppchen können sich auf ein Lied beziehen, ein Buch, ein Objekt, eine Tätigkeit, etwas Kulinarisches oder etwas zum Schauen.

Hier können Sie das PDF der Zeitungsseite herunterladen.

Auf der Website erfolgt jeweils die Auflösung: Jeden Tag öffnet sich ein neues Türchen, in dem wir die ausgewählte Kostbarkeit mitsamt ihrer Geschichte präsentieren. Sie finden die Türchen immer hinter der URL reformiert.info/advent1, /advent2, /advent3 und so weiter. Lassen Sie sich überraschen und inspirieren!

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