Mit Expertise und politischem Gespür

Kirchenrat

Nach zwölf Jahren verlässt Bernhard Egg den Kirchenrat der Zürcher Landeskirche. Der Jurist und Politiker machte sich für Fusionen stark und brachte sein Netzwerk ein.

«Die kirchliche Prägung begann direkt vor dem Wohnzimmerfenster», sagt Bernhard Egg und zeigt von seinem Haus auf die reformierte Kirche Elgg, die 50 Meter entfernt steht, dazwischen nur sein tief verschneiter Garten. Egg ist in dem alten Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert aufgewachsen, einst gehörte das Gebäude den Grosseltern.

Als Kirchenpfleger in Elgg sammelte er die ersten Erfahrungen mit den Behörden und lernte auch, dass es für Veränderung oft einen langen Atem braucht. Die Zürcher Disputation 1984 ist ihm besonders in Erinnerung geblieben, ein landeskirchliches Projekt zur Erneuerung der Kirchenordnung. Viel habe die Basis damals diskutiert, über neue Formen von Gottesdiensten und Liturgie und das Rollenverständnis des Kirchenpersonals. «Aber dann floss davon herzlich wenig in die Kirchenordnung ein», erzählt Egg bei einer Tasse Tee in seinem Wohnzimmer mit Kachelofen und Fachwerkbalken. 

Ich war so lange in Behörden, jetzt ist es an der Zeit, einen Strich zu ziehen.
Bernhard Egg, ehemaliger Kirchenrat

Gut 30 Jahre später ist die Kirche doch eine andere. Es gibt Abendgottesdienste, Taufen im Zürichsee, der gesellschaftliche Status der Pfarrpersonen hat sich verändert. Bernhard Egg hat diese Entwicklungen selbst mitgeprägt. Zwölf Jahre lang war er Kirchenrat. Bei der Wahl im November wollte er nicht mehr kandidieren. Just am Vorabend war die letzte Sitzung des Gremiums mit anschliessendem Abendessen. 

«Ich war so lange in Behörden, jetzt ist es an der Zeit, einen Strich zu ziehen», sagt Egg. Tatsächlich war die politische Erfahrung damals ein schlagkräftiges Argument für seine Wahl. Der Jurist sass für die SP gut 15 Jahre im Bezirks- und bis 2013 im Kantonsrat, war zuletzt gar Kantonsratspräsident. «Er hat uns überzeugt als Person, aber auch mit seiner politischen Vernetzung und seiner juristischen Expertise», sagt Matthias Reuter, langjähriger Vorsitzender der religiös-sozialen Fraktion, die Egg bei den Wahlen portierte. 

Keine Alternative zu Fusionen

Als Politiker habe Egg der Fraktion manche Tipps geben können, etwa wie man Vorstösse strategisch klug einbringt. Auch Egg sagt: «Mein Rucksack als Jurist und Politiker hat im Amt sicher geholfen.» Oft wirkte der 64-Jährige im Hintergrund, doch dass er für sein Dossier Diakonie und Soziales brennt, ist noch immer spürbar. «Ich hätte nie ein anderes Dossier haben wollen.» Er lobt sein Team, spricht von vielen kleinen Höhepunkten. Zu den grossen zählt er die Gründung von Diakonie Schweiz als Gremium über die Kantonsgrenzen hinweg. «Wir haben nun sinnvolle Strukturen für den Austausch.» 

Ressortfremd war sein Einsatz für Kirchgemeindefusionen, die er vor der Synode verteidigte. Manche Vorbehalte seien nachvollziehbar gewesen, sagt Egg, doch: «Was wäre die Alternative angesichts der schwindenden Mitgliederzahlen?» Hier ist der Jurist bei den Tiefen des Amtes angelangt. Dass die Kirche in seiner Amtszeit trotz aller Bemühungen, sich zu öffnen, 80 000 Mitglieder verloren hat, schmerzt. «Böse gesagt, verwaltet man den Niedergang.» Umso mehr freue er sich über Menschen, die der Kirche treu blieben und sich engagierten, sagt Egg. Die grösste Herausforderung für die Nachfolgenden im Rat ist damit jedoch gesetzt. 

Raum für Privates

Zu Beginn habe ihm die Mitarbeit im Kirchenrat auch dabei geholfen, über den Tod seiner Frau hinwegzukommen, sagt Egg. Nun freut er sich darauf, dem Privatleben wieder mehr Raum zu geben, Zeit mit dem Enkelkind zu verbringen und der neuen Partnerin. 

Mandate bleiben ihm daneben genug: Unter anderem sitzt Bernhard Egg im Stiftungsrat des Stellennetzes und seit Herbst von Boldern. Die Kirchgemeinde Elgg, der er sich noch immer verbunden fühlt, braucht hingegen nicht auf seine Rückkehr in die Behörde zu hoffen. «Denn Kirchenpfleger werde ich in diesem Leben nicht mehr», erklärt Bernhard Egg und lacht. 

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