2019 wurden Sie für den Synodalverein in den Kirchenrat gewählt, wo Sie seit drei Jahren das Ressort Gemeinde und Region inne haben. In einem Satz: Was motiviert Sie dazu, erneut zu kandidieren?
Mein Hauptanliegen liegt darin, die Strahlkraft und den diakonischen Auftrag, den wir als Kirche und Kirchgemeinden für unsere Gesellschaft durch die Vermittlung des Evangeliums haben, weiter zu fördern.
Das Vorantreiben des Reformprozesses Kirchgemeindeplus lag Ihnen schon als Synodale besonders am Herzen. In den letzten vier Jahren haben zahlreiche Kirchgemeinden fusioniert; in der Stadt Zürich ist aus 32 Kirchgemeinden eine einzige geworden. Sind Sie zufrieden?
Es erfüllt mich mit Freude zu sehen, wie viele Kirchgemeinden sich bewegt haben und sich hoffentlich besser auf die Zukunft vorbereiten. Dies ist besonders wichtig, da in Zukunft ein Mangel an Finanzen und Personal, sowohl in Bezug auf Behördenmitglieder als auch freiwillige und angestellte Mitarbeiter, droht. Bisher wurde noch nicht ausreichend Energie in die inhaltliche Entwicklung der neuen Kirchgemeindestrukturen investiert, da in der kurzen Zeit wenig Kapazität dafür zur Verfügung stand. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass sich dies in Zukunft ändern kann.
Was hat sich dank der Fusionen zum Besseren entwickelt?
Gemeindeglieder aus Gemeinden, die eigentlich in naher Zukunft aufgelöst worden wären, haben miteinander Anschluss gefunden. Dies ermöglicht es ihnen, von gemeinsamen Angeboten zu profitieren und ihren Auftrag in ihren jeweiligen Wirkungsbereichen weiterhin wahrzunehmen. Das gegenseitige Kennenlernen hat an vielen Orten den Horizont erweitert und eine neue Offenheit geschaffen.
Haben sich im Zuge des Reformprozess auch Probleme ergeben, mit denen Sie nicht gerechnet haben?
Sicherlich hatte niemand die Corona-Pandemie auf dem Schirm. Diese Pandemie hat einerseits bestimmte Aktivitäten unmöglich gemacht, wie persönliche Treffen und wichtige Absprachen, und die Zusammenarbeit erschwert, gerade dort, wo Menschen sich gerne persönlich kennengelernt hätten. Andererseits hat sie auch neue Möglichkeiten eröffnet und Menschen auf innovative Weisen enger zusammengeführt.
Und von der Pandemie unabhängig?
Die grosse Vielfalt der Zusammenschlüsse von Kirchgemeinden, die in unterschiedlichen Grössen existieren, stellte eine weitere Herausforderung dar. Als Landeskirche muss man Bedingungen für den gesamten Kanton schaffen und dabei gerecht handeln. Wenn es so viele verschiedene Bedingungen gibt, wird dies komplexer, aber das ist nun mal das Wesen des Lebens – nichts ist vollständig planbar, insbesondere in Kirchgemeindestrukturen in Zürich, die sich ständig verändern.