Ein Schüler steht nicht über dem Lehrer ...

Jesus hat das Wort

Mehr als mit Worten vermittelte Jesus durch sein Beispiel. Er liess seine Schülerinnen und Schüler unmittelbar erleben, was Feindesliebe oder Sanftmut bedeuten.

Ein Schüler steht nicht über dem Lehrer; wer aber alles gelernt hat, der ist wie sein Lehrer. (Lk, 6,40)

Wo Jesus auftrat, erregte er Aufsehen. Es zog Menschen in seine Nähe. Einige wählte er aus, ihn zu begleiten. Sie lebten mit ihm in einer Lehrer-Schüler-Beziehung; Jesus unterrichtete sie stets aufs Neue mit überraschenden Wortbildern über die Gegenwart Gottes. Mehr als mit Worten vermittelte er jedoch durch sein anschauliches Beispiel. Er liess seine Schülerinnen und Schüler unmittelbar erleben, was Feindesliebe, Mitgefühl oder Sanftmut bedeuten. Er selbst sah sich in der Tradition der prophetischen Weisheitslehrer, die immer wieder auf die umfassende Wahrheit aufmerksam machten: «Der Ewige ist es, der die Erde gemacht hat durch seine Kraft, den Erdkreis fest gegründet hat in seiner Weisheit und den Himmel ausgespannt in seiner Einsicht.» (Jeremia 10,12)

Ob Jesus den eingangs zitierten Spruch in eine konkrete Situation hineingesprochen hat? War unter den Jüngern wieder einmal Streit darüber aus­gebrochen, wer von ihnen der Beste sei? Jesu Ausspruch tönt weder beschwichtigend noch tadelnd, er beantwortet eher die Frage seiner Begleiter: Wo führt uns das eigentlich hin mit dir? Vielleicht war jemand verzweifelt über den grossen Vorsprung Jesu und traute sich selbst nicht zu, jemals eine solche Autorität und souveräne Überzeugung auszustrahlen.

Jesus liess eine derartige Befürchtung nicht gelten: Gewiss, über­flügeln kannst du mich nicht, ein Schüler steht nicht über dem Lehrer. Aber du kannst dahin kommen, wo ich bin. Ich lehre es dich. Unser gemeinsames Leben zementiert nicht eine starre Hierarchie, es ist ein Lernfeld, ein Durchgangsstadium. Das Ziel unserer Beziehung ist weder Unterwerfung noch Konkurrenz, sondern unsere Ebenbürtigkeit. Ich möchte mich mit dir auf Augenhöhe austauschen.

Neben all den Meistern und Gurus, die Menschen schon verführten, hörig machten oder ausbeuteten, ist Jesus wohltuend ermutigend und bestärkend. Wenn wir annehmen, dass er diesen Satz auf sich selbst als Lehrer angewendet hat, dann sprach er damit eine Einladung und gleichzeitig ein Versprechen aus. Wer sich von Jesus angesprochen fühlte, brauchte ihm nicht wie ein trotteliges Schaf hinterher zu laufen. Da ging ein von Weisheit Erfüllter voran und erwartete, dass der Abstand zu seinen Nachfolgern immer geringer wurde, dass sie so von ihm lernten, bis sie gleichauf und schliesslich gleich waren wie er.

Zur Kolumne

Jesus lebte und verkündete das «Reich Gottes», die Welt, wie sie sein kann und soll. Er wollte gehört, nicht geglaubt werden. Seine Botschaft vom Heil für alle lässt bis heute aufhorchen. «reformiert.» zitiert Jesusworte und denkt darüber nach.

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