Sucht nicht danach, was ihr essen und trinken sollt ...

Jesus hat das Wort

Für Jesus war das kein Aufruf zur Askese, sondern zu einer Entscheidung: Wollt ihr in euren Sorgen um euer leibliches Wohl gefangen bleiben?

Sucht nicht danach, was ihr essen und trinken sollt … Sucht lieber sein Reich, dann wir euch dies hin­zugefügt werden! (Lk, 12,29.31)

In dieser Belehrung forderte Jesus nicht Hungrige auf, das Essen zu vergessen. Er war weder vergeistigt noch realitätsfremd, auch für ihn hatten körperliche Grundbedürfnisse Priorität: Erst der «Bauch», dann der «Himmel»! Der Menschenkenner Jesus nahm Bedarf ernst: Alle benötigen Nahrung, Kleidung, Sicherheit, soziale Einbettung. Und sie sollen es auch bekommen, wie die Vögel das Ihre sogar ohne zu säen und zu ernten.

Mit seinem Aufruf lud Jesus keineswegs zur Askese ein. Er stellte die Menschen vielmehr vor eine Entscheidung: Wollt ihr in euren Sorgen um euer leibliches Wohl gefangen bleiben? Wollt ihr euer ganzes Verlangen in konsumierbare Dinge stecken? Sind das nicht Ersatzhandlungen für eure tiefer liegende Sehnsucht? Wo ahnt ihr das volle Genügen, das allen Mangel, alle Bedürftigkeit und Gier schlicht auflöst? Seine Antwort: Unter allem Begehren liegt in eurem Innersten letztlich der Wunsch nach Geborgenheit in Gott. Die wahre Sorglosigkeit ist die Erfahrung innerer Ruhe, in der das «Leben schlechthin» voll und ganz gegenwärtig ist. Sucht also, sagt Jesus, zuerst dieses geheimnisvolle «Reich», diese «basileia», alles andere kommt dann wie von selbst hinzu.

Was verhinderte Menschen, damals wie heute, mit diesem klaren Vorrang Jesu Ernst zu machen? Wir kennen alle ganz banale Gründe wie, dass das Sichtbare halt näher liegt als das Unsichtbare. Dass wir lieber konkrete Sofortbefriedigung anstreben, als zu warten und vielleicht dann doch frustriert zu sein, sollte nichts vom Versprochenen eintreffen.

Hier liegt wohl der Knackpunkt. Wenn Jesus dazu aufforderte, zuerst diese «basileia» zu suchen, dann rief er nicht zu einer emsigen Fahndung auf, zu einer dynamischen Treibjagd. Diese Suche ist eher ein Lassen, ein Nichtstun. Sie verlangte damals wie heute, dass ein Mensch innehält, sich öffnet, den Urman­gel wirklich spürt als gähnende Leere in ihm drin. Diese kann sich wie ein dunkler Abgrund anfühlen, wie eine ausgespannte Bereitschaft, alles oder auch nichts zu empfangen. Das, was gesucht wird, ist ungreifbar und unverfügbar. Wenn es kommt, dann als Geschenk: Quelle des Lebens, Grund aller Dinge, erfüllendes Sein – Gott hat viele Namen. Jesus brauchte für diese alles ausfüllende und stillende Gegenwart Gottes das Bild von der Basileia. Sie zuallererst, alles andere fügt sich.

Zur Kolumne

Jesus lebte und verkündete das «Reich Gottes», die Welt, wie sie sein kann und soll. Er wollte gehört, nicht geglaubt werden. Seine Botschaft vom Heil für alle lässt bis heute aufhorchen. «reformiert.» zitiert Jesusworte und denkt darüber nach.

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