Geht zu Johannes und berichtet ihm, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen (...) (Lk, 7,22)

Jesus hat das Wort

Die Antwort von Jesus an die Täuferjünger zeigte, dass er sich als ein Aus-Gott-Wirkender verstand – noch ohne zu wissen, wohin ihn das führen würde.

Geht zu Johannes und berichtet ihm, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote erheben sich – Arme bringen frohe Botschaft! (Lk, 7,22)

Johannes der Täufer scharte mit seinem Umkehrruf viele Jünger um sich. Er kündigte jedoch einen Grösseren an, der nach ihm komme. Auch Jesus liess sich von ihm taufen. Aber er hatte eine andere Botschaft als der Asket und Apokalyptiker in der Wüste, ihre Wege trennten sich. Als Jesus in Galiläa zu wirken begann, schickte Johannes zwei seiner Jün­ger zu ihm: «Bist du es, der kommen soll? Oder sollen wir einen anderen erwarten?» Das war die grosse Frage im Judentum damals, das intensiv den Heilsbringer und Messias ersehnte. Jesus reagierte nicht mit einer Selbst-Definition, er verwies auf das Augenfällige: Sie sollten Johannes von all den wunderbaren Erfahrungen berichten.

Jesu Antwort war aber mehr als eine Auflistung von Befreiendem, seine Auskunft entlehnte er einer Prophetenverheissung aus Jesaja 61. Die Identifikation mit dem erwarteten Messias bestätigte er höchstens indirekt, ihm ging es weniger um das Wer als um das Was: Mit diesen Zeichen brach die universelle Heilszeit für alle Völker an! Wenn hier einer am Kommen war, dann gewiss Gott selber.

Viele Juden damals waren endzeitlich gestimmt, sie erwarteten eine krasse Um­gestaltung der Welt. Als Johannes vom Wirken Jesu hörte, erwachten auch seine Hoffnungen. Wir wissen nicht, ob ihn die Antwort Jesu überzeugte, wahrscheinlich hatte er sich die «Königsherrschaft Gottes» mächtiger vorgestellt. Was bedeuteten schon ein paar Blinde und Lah­me, ein paar Aussätzige und Arme, deren Gesundheit und Würde wieder hergestellt war? Jesus schien dieses Misstrauen gespürt zu haben, denn er fügte hinzu: «Und glücklich, wer sich an mir nicht aufreibt!» (V 23)

Mit diesem Jesuswort befinden wir uns am Anfang vom öffentlichen Wirken Jesu, als er mit dreissig Jahren zu lehren und zu heilen begann. Seine Antwort an die Täuferjünger drückte aus, dass er sich zumindest als ein Aus-Gott-Wirkender verstand. In diesem Stadium wusste er selbst aber auch noch nicht, wohin (ihn) das alles führen sollte. Einzig mit dieser «basileia», dem Reich Gottes, iden­tifizierte er sich so vollständig, dass der originellste Querdenker des frühen Chris­tentums, Origenes (185-253 n. Chr.), ihn als «autobasileia» bezeichnet hat: Jesus selbst sei diese heilende Gottesgegenwart.

Zur Kolumne

Jesus lebte und verkündete das «Reich Gottes», die Welt, wie sie sein kann und soll. Er wollte gehört, nicht geglaubt werden. Seine Botschaft vom Heil für alle lässt bis heute aufhorchen. «reformiert.» zitiert Jesusworte und denkt darüber nach.

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