Was ruft ihr mich: Herr, Herr, und tut nicht, was ich sage?

Jesus hat das Wort

Jesus brachte keine To-do-Listen in Umlauf mit eindeu­tigen Anweisungen. Das verwech­seln manche Gläubige, die mei­nen, sie erfüllten die wahre Christenpflicht.

Was ruft ihr mich: Herr, Herr, und tut nicht, was ich sage? (Lk, 6.46)

Die Herren dieser Welt gefallen sich darin, möglichst viele Followers zu haben. Jesus gehörte nicht zu denen, die sich mit dem «kyrios»-Titel brüsteten (griechisch: Herrscher, Machthaber, Chef). Gewiss wollte er anerkannt werden in seiner Vollmacht, aber nicht mit Lippenbekenntnissen, sondern mit Taten in seinem Sinn. Er illustrierte seinen Anspruch mit dem Gleichnis: Wer meine Worte hört und tut, der gleicht einem Menschen, der tief gräbt und die Grundmauern seines Hauses auf Felsen errichtet. Wer sie nicht tut, der baut sein Haus auf Sand, sodass es bei der erstbesten Flutwelle weggespült wird.

Jesus durchschaute auch hier seine Schar, er kannte ihre Widerstände: Ich verbrenne mir doch nicht die Finger mit heiklen Dingen, abwarten ist bequemer. Manchen fehlte auch einfach der Impuls, das rechte Zuhören oder die Unterscheidungskraft, etwas im Sinn von Jesus anzupacken. Oder Resignation machte sich breit: Das wird eh nichts. Das scheitert bestimmt, also kann ich es ebenso gut auch lassen.

Was genau wollte Jesus denn, das getan werden sollte? Er brachte keine To-do-Listen in Umlauf mit eindeu­tigen Anweisungen. Das verwech­seln manche Gläubige, die brav zur Kirche gehen, die Rituale mitfei­ern, die biblischen Gebote einhalten und mei­nen, sie erfüllten damit die wahre Christenpflicht. Jesus ging es ums Ganze, er wollte die Welt in einen Ort verwandeln, an dem Gott präsent ist. Dazu formulierte er keine schnellen Programme wie «Frieden, Freiheit und Liebe in fünf Schrit­ten». Er sprach vielmehr den inwendigen Menschen an und dessen Aus­richtung vor allem Tun. Er forderte dazu auf, Gott «das Herz hinzuhalten» und sich seinem Leiten zu über­lassen.

Das Tun an sich ist dem Nichtstun nicht überlegen. Es geht hier um das wahrhaftige Tun, das sich an Gott und seinem schöpferischen Weltgestalten orientiert. Ein Merkmal davon ist En­thusiasmus in seinem ursprünglichen Wortsinn: Der griechische Begriff «en theos» bedeutet «von Gott erfüllt» sein, voller Freude und Begeisterung also, angeregt und leidenschaftlich. Aus dieser echten Fülle kommen dann die stimmigen Taten wie von selbst. Denselben Gedanken formulierte vor langer Zeit schon der Kirchenvater Augustin (354 – 430 n. Chr.) in einem knackigen Leitspruch: Ama et fac quod vis! Liebe und tue, was du willst.

Zur Kolumne

Jesus lebte und verkündete das «Reich Gottes», die Welt, wie sie sein kann und soll. Er wollte gehört, nicht geglaubt werden. Seine Botschaft vom Heil für alle lässt bis heute aufhorchen. «reformiert.» zitiert Jesusworte und denkt darüber nach.

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