Nahe gekommen ist das Reich Gottes, bis zu euch. (Lk 10,9)

Jesus hat das Wort

Was auch immer geschieht, ist Aus­druck vom «Reich Gottes». Es drängt dynamisch aus dem Zeitlosen ins Jetzt, wo Menschen sich davon berühren und leiten lassen.

Die sogenannte Quelle Q ist eine Sammlung von Jesusworten, die als besonders authentisch gelten. Dieses Spruchevangelium deutete die Gegenwart als Zeit der Erfüllung. Nun sei angebrochen, was Psalmen und Propheten ersehnt und versprochen hatten: die «Basileia Gottes», seine Königsherrschaft. Für Jesus war die befreiende Gegenwart Gottes Angelpunkt von dem, was er lehrte und tat.

Weil dieses «Reich Gottes» etwas schwer Fassbares ist, fehlen eindeutige Begriffe dafür. Auch Jesus sprach meist in Gleichnissen davon. Es bot und bietet sich daher als grosse Projektionsfläche an. Die Geschichte des Christentums ist voll von entsprechenden Deutungsversuchen; diese verraten vor allem die «theologische Brille» der Betrachter: Revoluzzer, Radikale, Alternative, Orthodoxe oder Apokalyptiker schufen so ihre je ei­gengefärbten Vorstellungen von diesem «Reich».

Anders als viele Zeitgenossen hegte Jesus keine national ausgerichtete Erwar­tung auf ein Friedensreich unter göttlicher Herrschaft, er hielt es nicht für eine politische Grösse. Und doch trat er als glaubwürdiger Bote für ­eine Verwandlung der Welt auf, mit der sich Gott bedingungslos verbunden hat. Es schmerzte ihn, dass dieses «Reich Gottes» Gewalt erlitt (Lk 16,16) und die Lebensverhältnisse weit hinter der Heilszusage zurückblieben. Er hielt aber konsequent daran fest: Es ist im Kommen, trotz aller Widerstände. Und es ist weder etwas Künftiges noch etwas Jenseitiges. Es ist auch nichts Neues oder Fremdes. Es war immer schon da: Das Ewige, Gott-alles-in-allem, der Urgrund der Liebe.

Jesus lebte wie einer, der an diese Tiefendimension angeschlossen war – in Armut und schlichtem Vertrauen, erfüllt von Mitgefühl und Weisheit. Mehr als mit Worten machte er mit seinem Leben vor, wie die Welt sich wandeln kann, wenn immer mehr Menschen es ihm gleichtun. So kommt das «Reich Gottes» nahe, wenn Menschen verstehen, dass auch sie ohne jede Vorbedingung mit dieser tieferen Wirklichkeit in Resonanz gehen können.

Wer sich in diese ewige Wirklichkeit fallen lässt, erfährt die umfassende Präsenz und Fülle des Göttlichen mitten in seinem brüchigen Leben. Nicht alles wird dadurch automatisch gut, aber das Vertrauen aus dem Kontakt mit diesem Grösseren und Tieferen nährt die Hoffnung: Was auch immer geschieht, ist Aus­druck von diesem «Reich Gottes». Es drängt fortlaufend und dynamisch aus dem Zeitlosen ins Hier und Jetzt, wo Menschen sich davon berühren und leiten lassen.

Zur Kolumne

Jesus lebte und verkündete das «Reich Gottes», die Welt, wie sie sein kann und soll. Er wollte gehört, nicht geglaubt werden. Seine Botschaft vom Heil für alle lässt bis heute aufhorchen. «reformiert.» zitiert Jesusworte und denkt darüber nach.

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